Robert Klatt
Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) sind gesundheitsschädlich für den Menschen. Eine Analyse zeigt nun, dass die Schadstoffe in der Nord- und Ostsee in Konzentration vorkommen, die die Grenzwerte um das bis zu 3.777-fache übertreffen.
Hamburg (Deutschland). Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) werden in unterschiedlichen Produkten verwendet. Inzwischen ist bekannt, dass ein Teil der auch als Ewigkeitschemikalien bezeichneten Stoffe, darunter Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA), der Gesundheit des Menschen schaden, etwa indem sie das Hormonsystem stören, das Krebsrisiko erhöhen und die Fortpflanzung erschweren.
Forscher von Greenpeace Deutschland haben nun untersucht, wie stark die Nordsee und die Ostsee in Deutschland mit PFAS belastet ist. Dazu haben sie Proben von den Stränden von Boltenhagen und Kühlungsborn an der Ostsee und Sylt, Sankt Peter Ording und auf Norderney untersucht. Den Meeresschaum haben die Wissenschaftler 31 unterschiedliche PFAS untersucht, darunter auch PFOS und PFOA.
In den Proben haben die Forscher 14 unterschiedliche PFAS entdeckt, darunter zehn PFAS, die als gefährlich für den Menschen gelten und für die es Grenzwerte gibt. Am höchsten war die Konzentration bei Stoffen aus der besonders schädlichen PFAS-4-Gruppe.
„Sie wurden in allen Proben gemessen. Die PFAS-4-Gruppe hat einen Anteil von mindestens 92 Prozent an der gesamten PFAS-Belastung in den Proben.“
Am höchsten war die Belastung beim Meeresschaum aus Kühlungsborn. Dieser enthielt 161.000 Nanogramm PFAS pro Liter, darunter 151.000 Nanogramm PFAS-4. Auf Sylt war die PFAS-Belastung am zweithöchsten (96.000 ng/l PFAS) und in Boltenhagen (20.000 ng/l) am geringsten.
Die PFAS-Kontamination in den Proben hat die Grenzwerte für Badegewässer von 40 Nanogramm pro Liter um das 290-fache bis 3.777-fache übertroffen. In anderen Ländern, darunter Dänemark und die Niederlande, wurden bereits ähnliche hohe Werte gemessen. Die lokalen Behörden waren deshalb die Bevölkerung, ihre Haut bei Kontakt mit dem Meeresschaum gründlich zu waschen.
„Insbesondere Kinder und Hunde sollten nicht mit dem Schaum spielen, um das Verschlucken des Schaumes zu vermeiden.“
Quelle der gefährlichen Chemikalien
In der Europäischen Union (EU) dürfen PFAS seit 2009 nur eingeschränkt genutzt werden. Proben aus dem Rhein zeigen, dass die Schadstoffe trotzdem noch immer über die Flüsse in das Meer gelangen.
„Es ist ein Skandal, dass wir ein Jahrzehnt nach dem Ende der Produktion in Deutschland derart hohe PFOS-Werte messen. Die zuständigen Landesämter in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg müssen schnell die Ursachen finden und entschärfen.“