Robert Klatt
Zuckerrohr, dessen Stoffwechsel genetisch verändert wurde, erzeugt statt 0,05 Prozent bis zu 10 Prozent Öl, aus dem Biokerosin hergestellt werden kann. Im Vergleich zu Soja kann so bei gleicher Anbaufläche deutlich mehr Treibstoff erzeugt werden. Außerdem ist Zuckerrohr anspruchslos und kann auch in kalten Regionen kultiviert werden.
Champaign (U.S.A.). Wissenschaftler der Universität von Illinois haben Gene von Zuckerrohr so verändert, dass die Pflanzen vermehrt Öl produzieren. Laut der im Fachmagazin GCB Bioenergy veröffentlichten Studie liegt der Ertrag dabei deutlich höher als bei der Produktion von Biokraftstoffen aus Sojabohnen und anderen Pflanzen. In Zukunft könnte Zuckerrohr so Erdöl bei der Herstellung von Kerosin ersetzen. Auch die im Vergleich zu anderen Biotreibstoffen geringeren Produktionskosten könnten laut der Analyse der Wissenschaftlern dafür sorgen, dass der Treibstoff aus Zuckerrohr nicht nur eine klimafreundlichere, sondern auch eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Kerosin werden könnte.
Bisher wurde Zuckerrohr vor allem für die Produktion von Ethanol genutzt, das aus dem in den Pflanzen enthaltenem Zucker erzeugt wird. Da der natürliche Ölanteil von Zuckerrohrpflanzen nur bei 0,05 Prozent liegt, war eine Herstellung von Kerosin bisher nicht wirtschaftlich. Theoretisch ließe sich zwar auch aus Zucker Treibstoff für Flugzeuge gewinnen, dieser Prozess ist aber deutlich ineffizienter als die Herstellung von Biokerosin aus Pflanzenöl.
Aus diesem Grund haben die Wissenschaftler die Zuckerrohrpflanzen gentechnisch so verändert, dass diese statt Zucker vor allem Triacylglycerine erzeugen und in ihren Blättern anreichen. Erreicht wurde dies durch eine Veränderung dreier Gene, die den Stoffwechsel der Pflanzen steuern.
Um die Wirtschaftlichkeit ihrer gentechnisch modifizierten Pflanzen zu untersuchen, haben die Wissenschaftler sowohl eine Version des Zuckerrohrs mit fünf Prozent Ölanteil und eine Version des Zuckerrohrs mit zehn Prozent Ölanteil Anteil betrachtet. Theoretisch könnte der Ölanteil bei Zuckerrohrpflanzen sogar bei 20 Prozent liegen, wenn statt Zucker ausschließlich Öl erzeugt wird.
Die Analyse ergab, dass der Anbau von Zuckerrohr zur Kerosingewinnung deutlich rentabler ist als bei anderen Pflanzenarten. Bereits ein fünfprozentiger Ölanteil reicht aus, um den Biokerosinertrag von Soja um den Faktor vier zu übertreffen. Ein Ölanteil von 20 Prozent würde sogar dafür sorgen, dass Zuckerrohr fünfzehnmal so viel Kerosin erzeugt wie Sojabohnen. Als weiteren Vorteil sehen die Autoren der Studie den geringen Anspruch der Zuckerrohrpflanzen, die auch kalten Regionen wachsen, in denen Mais und Soja kaum oder gar nicht angebaut werden können.
Eine Gallone (circa 3,79 Liter) Kerosin aus Zuckerrohr würde 5,31 US-Dollar kosten und ist damit deutlich günstiger als Kerosin aus Soja, Getreide, Algen oder Mais. Im Vergleich zu herkömmlich erzeugtem Kerosin aus Erdöl, das pro Gallone 1,68 US-Dollar (Stand 27.06.2019) kostet, ist aber auch Biokerosin aus Zuckerrohr noch deutlich kostspieliger.