Robert Klatt
2018 hat sich im Atlantik ein Algenteppich gebildet, der von Westafrika bis in die Karibik reicht. Die Hauptursachen dafür sind wahrscheinlich die Abholzung des Regelnwaldes im Amazonsgebiet und der starke Einsatz von Düngemitteln, die den Nährstoffgehalt im Wasser erhöhen. Prognosen gehen davon aus, dass 2019 die Rekordgrößenochmals übertroffen wird.
Fort Pierce (U.S.A.). Wissenschaftler des zur Florida Atlantic University gehörenden Harbor Branch Oceanographic Institute haben mithilfe von Satellitenbildern einen Algenteppich kartografiert, der von Westafrika bis zum Golf von Mexiko reicht. Das Band aus Seetang entsteht jährlich neu im Atlantik, die aktuellen Ausmaße wurden zuvor aber noch nie erreicht. Als Hauptursachen sehen die Wissenschaftler einen zu hohen Nährstoffgehalt im Wasser, der durch den Einsatz von Düngemitteln und die Abholzung des Regenwaldes im Amazonasgebiet ausgelöst wird.
Der Algenteppich besteht fast vollständig aus Sargassum, einem Typ von Seetang aus der Gruppe der Braunalgen. Die Pflanzen besitzen eine blasenartige Struktur und können so sich freischwimmend an der Wasseroberfläche des Ozeans durch die Meeresströmung bewegen. Die Entstehung folgt dabei einem jährlichen Zyklus, bei dem sich im Frühling aus dem Restbestand der Algen, die im Winter größtenteils sterben, ein neuer Algenteppich entsteht. Erste Beobachtungen gab es bereits im 15. Jahrhundert, als Christoph Kolumbus über den Algenteppich im Atlantik berichtete.
Grundsätzlich handelt es sich dabei nicht um einen problematischen Vorgang, da der Algenteppich einen wichtigen Lebensraum für Meerestiere bildet und einen essentiellen Teil des Ökosystems darstellt. Einzig die immer größer werdende Ausbreitung macht den Wissenschaftlern Sorgen, da die natürlich Balance durch Eingriffe des Menschen in die Umwelt nicht mehr vorhanden zu sein scheint.
Die negativen Folgen der extremen Ausdehnung des Algenteppichs konnten bereits in den letzten Jahren gespürt werden. Besonders in der Nähe von Küstenregionen sorgte der Seetang dafür, dass Meerestiere sich nicht mehr frei bewegen konnten. Außerdem sorgt das Absinken auf den Meeresgrund dafür, dass dort Korallenriffe, Tiere und andere Pflanzen begraben werden. Neben den Umweltfolgen leidet auch die Wirtschaft unter dem Algenteppich, da er am Strand beim Verrotten penetrant stinkt und deshalb Touristen vertreibt.
Laut der im Fachmagazin Science veröffentlichten Studie wurde die wachsende Ausbreitung der Braunalgen anhand von Satellitenbildern der NASA der letzten 19 Jahre dokumentiert. Ergänzt wurden die Bilder durch weitere Daten, wie zum Beispiel Bilder von Stränden. Die Ausbreitung des Algenteppichs hat sich seit 2011, mit Ausnahme des Jahres 2013, jährlich vergrößert.
Simulationen zeigen, dass die typische Struktur durch die Strömung des Atlantiks geformt wird. Der Rekord-Algenteppich aus dem vergangenen Jahr erreichte eine Länge von 8.850 Kilometern, von Westafrika bis in die Karibik. Die Biomasse der Braunalgen beträgt laut Schätzungen der Wissenschaftler mehr als 20 Millionen Tonnen.
Als Hauptursache für die stetige Vergrößerung des Algenteppichs sehen die Wissenschaftler nicht die steigende Temperatur des Atlantiks, sondern den höheren Nährstoffgehalt des Meerwassers. Verantwortlich dafür ist zum einen der Amazonas, der aufgrund der zunehmenden Abholzung des Regenwaldes im Frühling und Sommer einen höheren Nährstoffgehalt aufweist als auch der erhöhte Einsatz von Düngemitteln, die teilweise in die Meere geschwemmt werden.
Als zweite Ursache vermuten die Wissenschaftler den Aufstieg von nährstoffreichen Tiefenwasser, das vor Westafrika an die Oberfläche gelangt und dort das Wachstum des Seetangs fördert. Weitere Studien sollen nun untersuchen, ob die von den Wissenschaftlern angenommenen Ursachen verantwortlich für das Wachstum sind oder ob andere Gründe vorliegen.
Daten, die bereits über das aktuelle Jahr vorliegen lassen eine noch größere Verbreitung als 2018 erwarten. Da die Entwicklung der Braunalgen von einer Reihe von Faktoren abhängt sind Prognosen allerdings nur schwer möglich.
Science, doi: 10.1126/science.aaw7912