Quecksilber & CO₂-Emissionen

Goldabbau ist im Kleinbergbau noch umweltschädlicher

Robert Klatt

Illegaler Goldabbau im Regenwald )kcotS ebodAáS e eesnesI oicraM(Foto: © 

Der Kleinbergbau im Amazon ist noch umweltschädlicher als die industrielle Goldgewinnung. Es ist deshalb dringend eine strengere Überwachung und Regulierung nötig, um die Umwelt und die Gesundheit der Minenarbeiter zu schützen.

Pforzheim (Deutschland). Ein Großteil des gesamten Goldabbaus (80 %) von jährlich rund 3.600 Tonnen erfolgt mit industriellen Methoden. Die übrigen 700 Tonnen werden im Kleinbergbau, bei dem die Arbeiter keine schweren Maschinen nutzen, abgebaut. Weil dieser sogenannte artisanale Bergbau fast nur in entlegenen und schwer erreichbaren Gebieten stattfindet, ist eine Überwachung der Minen kaum möglich. Es ist deshalb eine Vielzahl illegaler Minen, die nahezu keine Umweltauflagen beachten.

Die Arbeiter nutzen zur Gewinnung des Golds aus den Flussbettsedimenten große Mengen Quecksilber, um das Edelmetall aus den Erzbrocken zu extrahieren. Dabei entsteht eine Amalgamlegierung, mit der das Gold separiert werden kann. Beim anschließenden Erhitzen des Amalgams verdampft das Quecksilber und es bleibt nahezu reines Gold zurück. Weil bei diesem Prozess Quecksilber in die Umwelt gelangt, wird der artisanale Bergbau oft kritisiert.

Umweltschäden des Goldabbaus

Damit der Quecksilberdampf nicht in die Umwelt gelangt, nutzen viele Minen inzwischen Retorten. Diese Destillationsgeräte fangen den Quecksilberdampf, damit das Schwermetall erneut verwendet werden kann. Eine Studie der Hochschule Pforzheim hat nun untersucht, wie effektiv die Retorten sind und wie hoch die CO₂-Emissionen der Motoren der Pumpen und Fahrzeuge sind.

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Sustainability haben die Wissenschaftler um Benjamin Fritz für ihre Studie 50 Minen im Einzugsbereich des Tapajós-Flusses im brasilianischen Regenwald besucht. Neben gesetzeskonformen Minen stießen sie auch auf illegale sowie rechtlich zweifelhafte Abbaustätten.

Kleinbergbau hat große Klimaauswirkungen

Die Studienergebnisse zeigen, dass selbst bei Verwendung von Destillatoren pro Kilogramm gefördertem Gold durchschnittlich 0,2 Kilogramm Quecksilber und 16 Tonnen CO₂ in die Umwelt gelangen. Im Tapajós-Flussbeckens werden jährlich etwa 2,5 Tonnen Quecksilber freigesetzt. Diese Emissionen sind nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern bergen auch ernsthafte Gesundheitsrisiken für die Goldgräber.

Laut den Forschern sind die Umweltauswirkungen des artisanalen Goldabbaus oft gravierender als die des großindustriellen Bergbaus. Dies wird auf die höhere Effizienz und strengere Überwachung maschineller Prozesse zurückgeführt. Die Forscher betonen jedoch, dass dies nicht als Aufforderung zu verstehen sei, mit schwerem Gerät in abgelegene Gebiete vorzustoßen.

„Dies könnte zu einem klassischen Rebound-Effekt führen, was bedeutet dass mehr Minen und damit mehr Fläche im Regenwald eröffnet werden.“

Angesichts der Ergebnisse plädieren die Autoren für eine verstärkte gesetzliche Regulierung des Bergbaus im Amazonasgebiet. Außerdem ist es laut ihnen notwendig, weiter an technischen Lösungen zu arbeiten, um den Einsatz von Quecksilber zu reduzieren.

Nature Sustainability, doi: 10.1038/s41893-023-01242-1

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