Robert Klatt
Offshore-Windräder haben Auswirkungen auf die Meere. Forscher haben nun untersucht, welche Anlagen die Ökosysteme am wenigsten beeinflussen.
Hamburg (Deutschland). In den letzten Jahren haben unterschiedliche Studien gezeigt, dass Offshore-Windparks ihre Umgebung beeinflussen, etwa dadurch, dass sie Wasservögel vertreiben oder die Temperatur und den Salzgehalt des Oberflächenwassers verändern. Eine Studie des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) und des Helmholtz-Zentrum Hereon belegt zudem, dass der Korrosionsschutz der Windkraftanlagen giftige Metalle in das Meerwasser abgibt.
Forscher des Helmholtz-Zentrum Hereon um Beate Geyer haben nun untersucht, welche Offshore-Windräder die Umwelt am geringsten beeinflussen.
„Die Veränderungen, ob das jetzt positiv oder negativ ist, wäre für einzelne Organismen gar nicht mal relevant. Für uns ist wichtig, dass es möglichst wenig menschengemachte Störungen im System gibt.“
Laut der im Fachmagazin Scientific Reports publizierten Studie entdeckten sie dabei, dass große und hohe Windkraftanlagen die kleinsten Auswirkungen auf die marinen Ökosystem haben.
„Die größeren Windkraftanlagen sind besser für das Ökosystem der Meere, weil sie größer sind und die Rotorblätter damit weiter von der Meeresoberfläche entfernt sind.“
Kleine Windkraftanlagen sorgen hingegen dafür, dass der Wind die Meeresoberfläche schlechter erreichen kann. Das Wasser wird deshalb schlechter durchmischt, was unter anderem dazu führt, dass weniger Sauerstoff in das Meer gelangt. Außerdem verursachen kleine Windkraftanlagen mehr Verwirbelungen an der Wasseroberfläche. Es verdunstet dadurch mehr Wasser, was die Wolkenbildung beeinflusst.
Laut der Studie ist ein weiterer Vorteil der großen Windräder, dass weniger Anlagen errichtet werden müssen, um eine identische Energiemenge zu gewinnen. Dies reduziert die Anzahl der erforderlichen Fundamente im Meeresboden stark.
„Dadurch, dass wir nur eine Windkraftanlage installieren mit 15 Megawatt und nicht drei kleine mit fünf Megawatt, brauchen wir nur eine Verankerung, die dann im Gegenzug aber stabiler und größer sein muss.“
Die Studienautoren erklären, dass das Ziel ihrer Grundlagen ab ist, in der Wissenschaft Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie möchten damit anregen, dass weitere Studien zu den Auswirkungen der Offshore-Anlagen, von denen in der Nord- und Ostsee aber auch in anderen Staaten, darunter China, wo kürzlich das größte Windkraftwerk der Welt gebaut wurde, geplant sind, erstellt werden.
„Die Studie ist neu, wir haben sie erst vor ein paar Tagen veröffentlicht. Wir hoffen, dass sie in der Forschungscommunity zu einer lebhaften Diskussion führt.“
Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-024-56731-w