Robert Klatt
Heißer Asphalt setzt Aerosole frei, aus denen sich in der Luft sekundärer Feinstaub bildet. In warmen Regionen wird so mehr Feinstaub erzeugt als durch den gesamten Straßenverkehr.
New Haven (U.S.A.). Feinstaub führt zu Schäden der Herzzellen und Lungenerkrankungen, begünstige Herzinfarkte und kann sogar Krebs auslösen. In Europa ist die Feinstaubbelastung der Luft im Herbst und Winter am höchsten, weil zu diesen Jahreszeiten neben Autos und Lkws auch offene Feuer und Ölheizungen die winzigen Partikel in der Atmosphäre ausstoßen. Eine Studie der Universität Yale hat nun eine der Hauptquellen für sekundärer Feinstaub, der im Sommer den Hauptteil der Luftverschmutzung verursacht, identifiziert.
Laut der im Fachmagazin Science Advances publizierten Forschungsarbeit lösen sich bei hohen Temperaturen aus Asphalt Aerosole, die in der Luft aufsteigen und dort gemeinsam mit anderen Gasen Feinstaub bilden. Asphalt selbst erzeugt in dem Prozess also keinen Feinstaub, setzt aber die nötigen Chemikalien in der Luft frei, aus denen dann sekundärer Feinstaub entsteht.
Eine Analyse des Bodenbelags unter Laborbedingungen zeigt, dass die Freisetzung der Vorläufergase ab 40 Grad Bodentemperatur ansteigt. Bei 60 Grad Bodentemperatur verdoppelt sich die Freisetzung bereits. Es handelt sich dabei um eine Temperatur, die auch in Deutschland häufig erreicht wird, weil im Mittel die Bodentemperatur doppelt so hoch ist wie die Lufttemperatur.
An der Südküste Kaliforniens, die den Wissenschaftlern als Studienregionen diente, wird aufgrund der vielen Hitzetage durch Asphalt mehr Feinstaub erzeugt als durch alle Verbrennungsmotoren von Autos oder Motorrädern im Straßenverkehr.
Zusätzlich analysierten die Wissenschaftler die Aerosole mithilfe der Massenspektrometrie. Dabei konnten sie beobachten, dass Sonnenlicht die Emissionen um 300 Prozent erhöht. Bei Asphaltmischungen mit Schwefelanteil stiegen die Emissionen durch Sonnenlicht sogar um 700 Prozent, bei sauerstoffhaltigen Asphaltmischungen um 400 Prozent.
Die Studienautoren konstatieren deshalb, dass neben einer hohen Temperatur auch Sonnenlicht die Feinstaubbelastung in Städten erhöht. Dies ist besonders problematisch, weil es laut den Umweltchemikern derzeit keine Alternativen zu Asphalt gibt.
Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.abb9785