CO₂-Emissionen

Hilft der deutsche Kohleausstieg tatsächlich dem Klima?

 Robert Klatt

Kohlekraftwerk in Deutschland )kcotS ebodAßeuR kinimoD(Foto: © 

Der deutsche Kohleausstieg soll die CO₂-Emissionen der Stromproduktion deutlich senken. Das vernetzte Stromnetz und der Emissionshandel der Europäischen Union (EU) könnten aber einen gegenteiligen Effekt auslösen.

Hamburg (Deutschland). Deutschland hat beschlossen, bis 2038 alle Kohlekraftwerke abzuschalten, um die CO₂-Emissionen der Stromproduktion zu senken. Kritiker der politischen Entscheidung sind jedoch der Ansicht, dass das vernetzte europäische Stromnetz und der Emissionshandel (ETS) dazu führen könnten, dass die Abschaltung der Kohlekraftwerke die CO₂-Emissionen erhöht und nicht reduziert.

Forscher der Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS), ein Exzellenzcluster der Universität Hamburg (UHH), haben deshalb untersucht, wie sich der deutsche Kohleausstieg auf die CO₂-Emissionen auswirkt.

Stromproduktion in Europa

Wie die Wissenschaftler erklären, kann es durch das vernetzte europäische Stromnetz dazu kommen, dass andere Länder ihre schmutzige Stromproduktion deutlich erhöhen, wenn Deutschland seine Kohlekraftwerke deaktiviert. Die zusätzliche Stromproduktion mit Kohlekraftwerken im Ausland könnte die CO₂-Emissionen insgesamt erhöhen, wenn diese Kraftwerke weniger effizient sind als die abgeschalteten deutschen Kohlekraftwerke oder schmutzigere Brennstoffe nutzen.

Emissionshandel der Europäischen Union

Ein weiteres Problem ist der Emissionshandel in der Europäischen Union (EU), der die CO₂-Emissionen in einzelnen Sektoren wie der Stromproduktion deckeln soll. Wenn in Deutschland der Bedarf an Emissionsrechten durch den Kohleausstieg sinkt, sinkt der Preis der CO₂-Zertifikate.

Unternehmen aus anderen Sektoren oder Betreiber von Kohlekraftwerken aus anderen Ländern können diese Emissionsrechte also durch den Kohleausstieg günstiger kaufen und damit kostendecken mehr CO₂ emittieren. In der Wissenschaft wird dies als „Wasserbetteffekt“ bezeichnet.

„Wie bei einem Wasserbett, bei dem man eine Stelle herunterdrückt und sich dadurch eine andere Stelle anhebt.“

Überlappende Klimapolitik der Länder

In Hinblick auf das vernetzte Stromnetz und den Emissionshandel innerhalb der EU sprechen sich die Forscher deshalb dafür aus, dass Deutschland nicht nur seine Kohlekraftwerke abschaltensollte, sondern auch den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern sollte. Hohe Investitionen in den Ausbau der Wind- und Solarenergie würden dazu führen, dass der Strompreis sinkt und die Nachbarländer weniger schmutzigen Strom aus Kohle und Gas produzieren.

Die Studie zeigt somit, dass die CO₂-Emissionen und damit auch der Klimawandel am besten durch eine abgestimmte Klimapolitik auf europäischer Ebene reduziert werden können. Alleingänge von einzelnen Staaten wie der deutsche Kohleausstieg ohne eine überlappende Klimapolitik der Länder können hingegen gegenteilige Effekte auslösen und die CO₂-Emissionen der EU insgesamt erhöhen.

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