Reduzierte CO₂-Emissionen

Hohe Akzeptanz von Fleischrationierung gegen den Klimawandel

Robert Klatt

Frau kauft ihre Fleischration )kcotS ebodA6102odal(Foto: © 

Die Fleischproduktion ist verantwortlich für hohe CO₂-Emissionen. Viele Menschen befürworten deshalb eine Rationierung der Lebensmittel, um den Klimawandel zu bremsen.

Uppsala (Schweden). Die Produktion von tierischen Lebensmitteln verursacht laut einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) etwa zwölf Prozent der gesamten menschlichen Treibhausgasemissionen. Laut Wissenschaftlern der Boston Consulting Group (BCG) haben errechnet, dass deshalb der Fleischverzicht am besten die CO₂-Emissionen des Menschen und damit auch den Klimawandel reduzieren kann. Nun haben Forscher der Uppsala University (UU) untersucht, wie hoch die Akzeptanz in der Bevölkerung für eine Rationierung von Fleisch, Treibstoff und anderen Produkten mit einem hohen Klimaeinfluss ist.

Laut der Publikation im Fachmagazin Humanities and Social Sciences Communications sind viele Menschen (40 %) offen gegenüber dem Rationieren von Fleisch und ähnlich klimaschädlichen Produkten, weil sie der Ansicht sind, dass diese Methode sozial gerecht ist und dabei helfen kann, die Klimabelastung zu reduzieren.

„Rationierung mag dramatisch erscheinen, aber das ist auch der Klimawandel. Das könnte erklären, warum die Unterstützung relativ hoch ist. Ein Vorteil der Rationierung ist, dass sie als fair wahrgenommen werden kann, wenn sie unabhängig vom Einkommen erfolgt. Politiken, die als fair wahrgenommen werden, genießen oft eine höhere Akzeptanz.“

Fleischrationierung statt Steuern

Die Forscher erklären, dass die Klimaziele der meisten Staaten nur erreicht werden können, wenn die Politik den Konsum von Produkten mit hoher Klimabelastung deutlich reduzieren kann. Die öffentliche Akzeptanz von politischen Maßnahmen hängt jedoch stark davon ab, ob diese als fair angesehen werden. Die Wissenschaft hat in diesem Bereich bisher vor allem ökonomische Maßnahmen wie CO₂-Steuern untersucht, während potenziell wirksame Maßnahmen wie die Rationierung kaum erforscht wurden.

An der nun publizierten Studie der UU haben rund 9.000 Menschen aus Brasilien, Indien, Deutschland, Südafrika und den U.S.A. teilgenommen. Diese haben anhand eines Fragebogens beantwortet, ob sie sie eine Rationierung oder höhere Steuern auf Fleisch eher akzeptieren würden und für fairer halten. Es handelt sich dabei um die erste Studie dieser Art. Laut den Ergebnissen ist die Akzeptanz einer Rationierung und von höheren Steuern je nach Produkt etwa auf dem gleichen Niveau. Eine höhere Steuer auf Treibstoff befürworten beispielsweise 39 Prozent, während sich 38 Prozent für eine Rationierung aussprechen.

„Am überraschendsten ist, dass es kaum einen Unterschied in der Akzeptanz zwischen der Rationierung und der Besteuerung fossiler Brennstoffe gibt. Wir hatten erwartet, dass die Rationierung negativer wahrgenommen wird, da sie den Konsum direkt einschränkt. Aber in Deutschland ist der Anteil der Menschen, die sich stark gegen fossile Brennstoffsteuern aussprechen, tatsächlich höher als der Anteil derer, die sich stark gegen eine Rationierung aussprechen.“

Deutliche Unterschiede je nach Land

Die Studie zeigt zudem, dass sich die Akzeptanz je nach Land stark unterscheidet. In Indien und Südafrika ist die Akzeptanz der Rationierung von Fleisch und Treibstoff höher als in den anderen Ländern. Besonders stark wird die Fleischrationierung in den U.S.A. und Deutschland abgelehnt. Außerdem sind vor allem Menschen mit Sorgen vor dem Klimawandel für eine Rationierung von Fleisch und Treibstoff. Dies sind überwiegend jüngere und gut gebildete Personen.

„Es ist nun mehr Forschung zu den Einstellungen gegenüber der Rationierung und zur Gestaltung solcher politischen Instrumente erforderlich. In vielen Teilen der Welt gibt es bereits Wasserrationierung, und viele Menschen scheinen bereit zu sein, ihren Konsum im Sinne des Klimaschutzes zu begrenzen, solange auch andere dasselbe tun. Diese Ergebnisse sind ermutigend.“

Humanities and Social Sciences Communications, doi: 10.1057/s41599-024-03823-7

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