Robert Klatt
Holzkohle stammt häufig aus den Tropen und Subtropen und ist damit ein Faktor für die Abholzung der Regenwälder. Ein Import in die EU ist trotzdem legal möglich, weil Holzkohle nicht durch die Holzhandelsverordnung erfasst wird.
Hamburg (Deutschland). Umweltschutzorganisationen wie der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) kritisieren den Einsatz von Holzkohle zum Grillen schon seit Längerem, weil laut ihnen ein Großteil der Rohstoffe aus problematischen Quellen wie der illegalen Rodung der Regenwälder stammt. Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Holzforschung in Hamburg haben nun untersucht, ob diese Behauptung der Umweltschützer der Realität entspricht oder ob Holzkohle hauptsächlich aus unbedenklichen Quellen stammt.
Laut der im IAWA Journal publizierten Studie untersuchte das Team um Volker Haag dazu 150 Holzkohleproben aus elf europäischen Ländern mithilfe einer speziellen 3D-Mikroskoptechnik. Die Wissenschaftler konnten so anhand der verschmorten Holzbestandteile ermitteln, aus welcher Holzsorte die Holzkohle erzeugt wurde und daraus Rückschlüsse auf die Herkunft gewinnen.
Die Ergebnisse der Analyse zeigen große Unterschiede zwischen der in den einzelnen europäischen Ländern verkauften Holzkohle. Mit 60 Prozent Holz aus den Tropen und Subtropen ist die in Spanien, Italien, Polen und Belgien verkaufte Holzkohle am problematischsten. In Norwegen, Deutschland und der Schweiz lag der Tropenholzanteil mit 15 bis 25 Prozent deutlich geringer.
Neben der Herkunft des Holzes ist laut den Wissenschaftlern auch die Kennzeichnung der Produkte oft fehlerhaft. Bei 20 Prozent der Holzkohle, die in Deutschland als nachhaltig verkauft wurde, fanden sie Forscher heraus, dass die Herkunftsinformationen unvollständig oder falsch waren. Verbraucher können sich so kaum über die Quelle ihrer Holzkohle informieren. Laut eines Artikels im Magazin Nature fehlten Angaben zur Herkunft bei 50 Prozent der Holzkohle sogar vollständig.
Obwohl die Europäische Union (EU) jährlich etwa 750.000 Tonnen Holzkohle importiert, fällt diese nicht unter die Holzhandelsverordnung EUTR. Holzkohle kann innerhalb der EU deshalb unabhängig von ihrer Herkunft legal verkauft werden, auch wenn für ihre Herstellung geschützte Regenwälder abgeholzt werden. Die Wissenschaftler appellieren deshalb an die Politik diese Gesetzeslücke zu schließen. Eine Alternative ist außerdem Holzkohle von Unternehmen wie Green Carbon, die vollständig klimaneutral aus altem Holz erzeugt wird. Der aktuelle Bedarf kann derzeit aber noch nicht dadurch gedeckt werden.
IAWA Journal, doi: 10.1163/22941932-bja10017