Robert Klatt
Bei einer Analyse von 47 Rohfleischfuttern für Hunde wurden multiresistente Bakterien, Salmonellen und andere Krankheitserreger gefunden, die sowohl für den Hund als auch den Menschen eine ernste Gesundheitsgefahr darstellen.
Zürich (Schweiz). Wissenschaftler haben erst kürzlich in sämtlichen untersuchten Katzen- und Hundefuttern das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat nachgewiesen. Eine zweite unabhängige Studie, bei der ausschließlich Hundefutter untersucht wurden, hat ebenfalls eine Reihe von Umweltgiften, darunter auch das seit 2001 weltweit verbotene polychlorierte Biphenyle (PCB) gefunden. Viele Hundebesitzer sind aus diesem Grund auf Rohfleischfuttermittel umgestiegen, die von der Industrie als gesunde und artgerechte Alternative beworben werden.
Forscher der Universität Zürich (UZH) haben aus diesem Grund untersucht, ob das sogenannte Barf-Futter tatsächlich gesünder für die Tiere ist. Laut der im Fachmagazin Royal Society Open Science publizierten Studie hatten die Wissenschaftler um Studienleiterin Magdalena Nüesch-Inderbinen die Vermutung, dass Rohfleischfutter gesundheitsschädlichen Keime wie Salmonellen, Enterobacter und andere Krankheitserreger beinhalten könnte, weil diese aus nicht gekochten und nicht pasteurisierten Schlachtabfällen hergestellt werden. Wie die Studienautoren berichten „wurde im Laden verkauftes, rohes Fleisch schon häufiger als Quelle für eine Ansteckung mit antibiotikaresistenten Bakterien identifiziert.“
Analysiert wurden für die Studie 47 verschiedene Rohfleischfutter für Hunde von acht Herstellern. Das Fleisch kam bei 31 Futtern aus der Schweiz, 20 Futter enthielten Fleisch aus Deutschland. Neben klassischen Fleischsorten wie Huhn, Ente, Rind und Lamm enthielten einige Futter auch Strauß, Elch und Pangasius. Untersucht wurden die Futter auf resistente Enterobakterien sowie Salmonellen, Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae.
Es zeigte sich dabei, dass 72,5 Prozent der Futterproben so stark mit Enterobakterien kontaminiert waren, dass sie deutlich über den Grenzwerten der EU-Richtlinien lagen. Außerdem wurden in zwei Futterproben, die einmal aus Pute und einmal aus Lamm bestanden, Salmonellen gefunden, die auch für den Menschen gefährlich sind. Laut Nüesch-Inderbinen „sollte die Bedeutung dieser Funde nicht unterschätzt werden, denn Salmonellen sind für anfällige Personen wie Kleinkinder, Schwangere, Ältere und immungeschwächte Menschen ein schweres Gesundheitsrisiko.“
Ebenfalls besorgniserregend war der Befehl mit multiresistenten Bakterien, die die Wissenschaftler in 62 Prozent der Futterproben nachweisen konnten. Es handelt sich dabei um den ESBL-Keim, der zu den antibiotikaresistenten Krankenhauskeimen gehört. Gefunden wurde der multiresistente Keime in Produkten aller acht Hersteller. Der Befall variierte dabei laut den Wissenschaftlern „zwischen 25 Prozent der Produkte und 100 Prozent.“
Laut den Wissenschaftlern stellen Hundefutter aus Rohfleisch aus diesem Grund sowohl für die Tiere als auch den Menschen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. Es ist deshalb laut den Studienautoren nötig besonders stark auf die Hygiene zu achten, wenn Hunde oder Katzen weiterhin Barf-Futter erhalten sollen. Nüesch-Inderbinen konstatiert, dass „die Tierhalter sich des Risikos bewusst sein sollten, dass ihr Tier vielleicht multiresistente Bakterien in sich trägt und diese verbreiten kann.“
Royal Society Open Science, doi: 10.1098/rsos.191170