Robert Klatt
Infrarotheizungen sind sowohl wirtschaftlich als auch für die CO2-Bilanz eine oft bessere Alternative als Erdgas- oder Ölheizungen.
Kaiserslautern (Deutschland). Laut einer Studie des Bundesumweltamts (UBA) hatte die Raumwärme mit 68,8 Prozent im Jahr 2018 den mit Abstand höchsten Anteil am Energieverbrauch in privaten Haushalten. Im Anbetracht der steigenden Preise für Erdgas und Öl, die nach wie vor die Hauptenergieträger für Heizungen in Deutschland sind, investieren viele Vermieter und Eigenheimbesitzer in moderne Heizanlagen. Die Wahl fällt hierbei aufgrund ihrer laut den Herstellern vergleichsweise niedrigen Anschaffungskosten, ihrer langen Lebensdauer und der nur bei Bedarf anfallenden Heizkosten immer öfter auf Infrarotheizungen.
Infrarotheizungen, dies sind moderne Elektroheizungen, nutzen elektromagnetische Wellen im Wellenlängenband von 3 bis 50 μm, der oberhalb des vom Menschen sichtbaren Bereichs liegt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Heizungen, die Konvektionswärme erzeugen, also die Luft als Wärmeträger nutzen, setzt die Infrarotheizung auf Wärmestrahlung, mit der feste und flüssige Körper direkt aufgeheizt werden. Das Funktionsprinzip einer Infrarotheizung ist damit vergleichbar mit der Sonne.
Ob die Werbeversprechen, der Industrie tatsächlich der Wahrheit entsprechen, hat die Technische Universität Kaiserslautern (TUK) untersucht. Die Studie vergleicht dabei anhand einer Energieverbrauchs-Vergleichsmessung eine Infrarotstrahlungsheizung und eine Gasheizung in einer privaten Wohnung. Die Wissenschaftler um Dr.-Ing. Peter Kosack haben dazu den Gasverbrauch erfasst und mit dem Faktor des örtlichen Versorgers in Energie umgerechnet. Vom Verbrauch herausgerechnet wurde, Warmwasser zum Duschen und Baden, für das die Wissenschaftler einen Pauschalwert von 400 kWh pro Person für den 5,5 Monate andauernden Messzeitraum ansetzen. Sie kamen so auf einen korrigierten Gesamtenergieverbrauch von 33542,33 kWh durch die Gasheizung.
Der Gesamtenergieverbrauch der Infrarotheizung während des Studienzeitraums lag bei 7305,92 kWh. Bezogen auf die beheizte Wohnfläche entspricht dies einem Energieverbrauch von 71,21 kWh/m² bei der Infrarotheizung und 208,73 kWh/m² bei der Gasheizung. Die Infrarotheizung brauchte in diesem Fall also nur 34,1 Prozent der Energie der Gasheizung.
Die durchschnittlichen CO2-Emissionen in der Stromerzeugung lagen laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) im Studienzeitraum bei 541 g/kWh. Bei der Gasheizung wurde mit einem Standard-Brennwert von 249 g/kWh gerechnet, den das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) festgelegt hat. Es ergaben sich daraus CO2-Emissionen in Höhe von 38,52 kg/m² pro Jahr bei der Infrarotheizung und 46,77 kg/m² bei der Gasheizung. Der zunehmende Ausbau der erneuerbaren Energie sorgt dafür, dass in diesem Punkt Infrarotheizungen ihren Vorsprung weiter ausbauen werden.
Zur Berechnung der Gaskosten nutzten die Wissenschaftler die Standardtarife der vier großen Energieversorgen EnBW, EON, RWE und Vattenfall. Die Stromkosten wurden anhand der Tarife von EnBW, EON, RWE und Vattenfall sowie der Ökostromanbieter Lichtblick, EWS, Greenpeace Energie und Naturstrom ermittelt. Grundgebühren wurden in die Berechnung sowohl beim Strom- als auch Gaspreis nicht miteinbezogen, weil sie für die Jahresgesamtkosten nahezu irrelevant sind. Sie kommen so auf einen Preis von etwa 20 Cent/kWh Strom und 5,5 Cent/kWh Gas. Außerdem wurde angenommen, dass die Strompreise wie in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 2,25 Prozent pro Jahr steigen, während die Gaspreise durchschnittlich um 7,1 Prozent pro Jahr steigen.
Ausgehend von derzeitigen Durchschnittskosten und der prognostizierten Preisentwicklung der Energieträger zeigte die Studie, dass eine herkömmliche Gasheizung derzeit noch kleine Kostenvorteile hat, diese in wenigen Jahren aufgrund der schneller steigenden Gaspreise und des höheren Energieverbrauchs von der Infrarotheizung eingeholt werden. Die Wissenschaftler der TUK konstatieren daher, dass „eine Infrarotheizung eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen darstellt.“