Robert Klatt
Japan möchte unterschiedliche Extremwetterereignisse, darunter den zerstörerischen Guerilla-Regen und Taifune, per Geoengineering bekämpfen. Bereits 2040 sollen die neuen Techniken großflächig angewendet werden.
Tokio (Japan). In den kommenden Jahren werden durch den Klimawandel Extremwetterereignisse global zunehmen. Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) zeigt, dass extremer Regen auch die Wirtschaft in Deutschland stark bedroht.
In Japan sind starke Regenfälle in Großstädten, die als „Guerilla-Regen“ bezeichnet werden, bereits heute ein großes Problem. Dieses Phänomen wird durch die massiven Betonstrukturen und die hohe Dichte an Hochhäusern in den Großstädten verstärkt. Die Großklimaanlagen dieser Gebäude stoßen eine erhebliche Menge an warmer Luft aus, die sich besonders im Windschatten der Hochhäuser ansammelt, aufsteigt und prompt zur Bildung von Regenwolken führt. Bemerkenswert ist, dass dabei bis zu 100 Liter Wasser pro Quadratmeter innerhalb nur einer Stunde niedergehen können.
Ein Vorschlag zur Lösung des Problems besteht darin, leistungsstarke Ventilatoren einzusetzen, um die Hitzeblasen und damit verbundenen Luftwirbel nahe dem Erdboden zu verteilen und auf diese Weise die Bildung von Regenwolken zu beeinflussen. Eine im Jahr 2010 durchgeführte Simulation, basierend auf einem realen Guerilla-Regen-Ereignis in Kobe, zeigte, dass solche Maßnahmen die Niederschlagsmenge um bis zu 27 Prozent hätten verringern können.
Japanische Wissenschaftler arbeiten nun im Rahmen der Moonshot-Projekte der japanischen Regierung an Methoden zum Geoengineering, um die oft zerstörerischen Guerilla-Regen abzumildern.
Die Wissenschaftler streben ebenfalls an, die Energie von Taifunen zu mindern, unter anderem durch den Einsatz von Segelflotten oder das Verhindern der Wasserdampfaufnahme. Es bedarf jedoch noch umfangreicher Forschungsarbeit, um offene Fragen hinsichtlich möglicher Nebeneffekte, Implementierungsherausforderungen wie Kosten und insbesondere den erheblichen Energiebedarf zu klären.
Ein weiteres in Japan zunehmend häufiges Wetterphänomen sind schmale Regenfronten, die tagelang über demselben Gebiet verweilen. Die Ursache dafür liegt in den steigenden Meer- und Lufttemperaturen, die zu erhöhter Wasserverdunstung führen. Wenn diese Regenfronten auf Japans Bergketten treffen, kann durch eine unheilvolle Wechselwirkung von Ab- und Aufwinden eine Serie von Cumulonimbuswolken entstehen.
Die Forscher planen, diesen Prozess durch das Versprühen von Trockeneis in die Wolken, eine Methode, die auch zur künstlichen Regenerzeugung genutzt wird, zu unterbrechen. Die Wissenschaftler erörtern die gezielte Verwendung von Trockeneis an spezifischen Punkten innerhalb der Aufwinde, um das Aufsteigen der Wolke zu begrenzen. Auf diese Weise sollen die Abwinde ausgeglichen und damit der sich selbst verstärkende Kreislauf der Wolkenbildung gestoppt werden.
Bis zum Jahr 2030 planen die Forschungsteams, mittels Klimamodellen erste Machbarkeitsstudien für die verschiedenen vorgeschlagenen Ansätze durchzuführen, wie es in einer Präsentation (PDF) skizziert wurde. Ab 2040 streben die Wissenschaftler dann den großflächigen Einsatz dieser Technologien an. Doch die ambitionierten Pläne sollen nicht ausschließlich auf Japan bezogen sein. In Japans Geoengineering-Strategie sind Zusammenarbeiten mit ausländischen Forschungsinstitutionen explizit eingeplant.