Robert Klatt
Die Betonherstellung verursacht hohe CO₂-Emissionen. Eine Studie hat nun untersucht, ob die Bauindustrie Beton durch Holz ersetzen kann.
Potsdam (Deutschland). Die Betonherstellung verursacht 4,5 Prozent der globalen CO₂-Emissionen. Ein Großteil davon entsteht nicht durch die Nutzung fossiler Brennstoffe beim Brennen von Kalkstein bei etwa 1.400 Grad Celsius, sondern durch die chemische Umwandlung des Kalks. Dieser muss entsäuert werden, um Zementklinker herzustellen. Zementklinker ist nötig, um Beton durch die Zugabe von Wasser seine hohe Festigkeit zu geben.
Inzwischen arbeiten deshalb verschiedene Projekte, darunter auch das von Bill Gates geförderte Start-up Brimstone Energy, an der klimaneutralen Zementproduktion. Bisher konnte die Industrie die CO₂-Emissionen in der Zement- beziehungsweise Betonproduktion aber noch nicht signifikant reduzieren.
In den letzten Jahren hat Holz als Baumaterial für Gebäude deshalb eine Renaissance. Geplant ist etwa ein 350 Meter hoher Wolkenkratzer aus Holz, der in Japan entstehen soll. Als Baustoff ist Holz ist nicht nur CO₂-neutral, sondern entsteht der Atmosphäre sogar Kohlendioxid, das beim Wachstum des Baumes in Biomasse umgewandelt wurde. Wird das Gebäude wieder abgerissen und das Holz verbrannt, wird dabei nur so viel CO₂ emittiert, wie der Baum zuvor aus der Luft entfernt hat.
Ob sich Holz nur für vereinzelte Prestigeprojekte eignet oder eine global nutzbare Alternative für Beton in der Bauindustrie ist, hat nun eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) untersucht. Analysiert wurde etwa die Frage, ob überhaupt Holz in ausreichenden Mengen für den Hausbau produziert werden kann. Zudem untersuchten die Wissenschaftler die mögliche Reduktion der CO₂-Emissionen sowie die nötigen Landnutzungsveränderungen und eventuell dadurch entstehende Konflikte.
Laut der im Fachmagazin Nature Communications publizierten Studie würde der Flächenbedarf der Holzproduktion von aktuell 137 Millionen Hektar auf 425 Millionen Hektar steigen, wenn 90 Prozent der neu hinzukommenden Stadtbevölkerung in Häusern leben würde, die hauptsächlich aus Holz statt aus Beton gebaut werden würden.
Trotz des deutlich höheren Platzbedarfs der benötigten Holzplantagen würde diese laut der Studie keine Ackerflächen verbrauchen. In einzelnen Regionen, etwa in der Subsahara, wo die Stadtentwicklung sehr dynamisch verläuft, könnte es aber zu Konflikten kommen. Diese würden jedoch nicht zwischen Holzplantagen und der übrigen Landwirtschaft, sondern zwischen Holzplantagen und naturnahen Wäldern bestehen.
Laut Prognosen müssen für etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung in den Städten bis Ende des Jahrhunderts neue Häuser entstehen. Würde man diese Gebäude mit den aktuellen Materialien der Bauindustrie, also hauptsächlich aus Beton bauen, würde dies etwa die Hälfte Kohlendioxidbudgets, das zum Erreichen einer Erderwärmung von unter zwei Grad Celsius noch besteht, verbrauchen. Es ist demnach essenziell, alternative Materialien zu finden, um den die Auswirkungen der Bauwirtschaft auf den Klimawandel zu begrenzen.
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-022-32244-w