Dennis L.
Wo in der Bundesrepublik kommt radioaktives Radongas im Boden vor und wie hoch ist das potenzielle Gesundheitsrisiko der Menschen, die in besonders belasteten Regionen wohnen? Eine neue Karte des Bundesamtes für Strahlenschutz zeigt nun bundesweit die Verteilung des radioaktiven Gases sowie den Grad der radioaktiven Belastung an.
Salzgitter (Deutschland). Bei Radon handelt es sich um ein radioaktives Element mit der Ordnungszahl 86 und zählt zu den Edelgasen. Alle Isotope des Radongases sind radioaktiv. Das stabilste Isotop kommt zudem natürlich vor und besitzt eine Halbwertzeit von 3,8 Tagen. Da sich das radioaktive Gas in schlecht belüfteten Häusern ansammeln kann, stellt es durchaus eine Gefahr für die Gesundheit (erhöhtes Lungenkrebsrisiko) sowie eine erhebliche Strahlenbelastung dar.
Die neuen Karten des Bundesamtes für Strahlenschutz, die auf der Grundlage neuster Messungen und maschinellen Lernens erstellt wurden, vermitteln ein klares Bild der Radonbelastung in Deutschland und ermöglichen es Experten, Bereiche aufzuzeigen, in denen Sensibilisierungskampagnen erforderlich sind, denn erhöhte Radonwerte können ein Auslöser für Lungenkrebs sein.
Radon ist ein natürliches Gas, das durch den Zerfall von Uran und Thorium in uranhaltigem Gestein entsteht. Das Gas kann dann durch Risse und kleine Brüche an die Oberfläche steigen oder durch Öffnungen wie unzureichend belüftete Keller, Böden und Wände in Gebäude eindringen. Eine langfristige Exposition gegenüber Radon kann zu Lungenkrebs führen. Besonders hoch sind die Radonwerte in Mittelgebirgen, in denen Granitgestein mit einem höheren Urangehalt vorkommt, wie in Süddeutschland, Österreich und Teilen der Schweiz.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) führt regelmäßig Messungen der Radonkonzentration durch. Damit lassen sich die Radonkonzentrationen im Boden, seine Gasdurchlässigkeit und die Verteilung der Böden nach den Gebieten in Deutschland bestimmen, in denen Radon potenziell hoch sein könnte. Für die aktuelle Karte haben die BfS-Wissenschaftler Daten aus den Jahren 1992 bis 2020 ausgewertet und Informationen zu Geologie, Bodeneigenschaften und Klima einbezogen.
Die neue Karte zeigt die zu erwartende Radonkonzentration in der Bodenluft in einem Meter Tiefe mit einer Auflösung von einem mal einem Kilometer - deutlich höher aufgelöst und zuverlässiger als bisher. Für die dargestellten Werte besteht eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die tatsächlichen Werte gleich hoch oder niedriger sind als diese. Das Risiko, dass die Kontamination auf kleinräumiger lokaler Ebene höher ist als angegeben, beträgt also nur zehn Prozent.
Eine Radonpotenzialkarte zeigt das Potenzial für die Gasmigration. Sie gibt an, wie viel Radon aus dem Boden entweichen und möglicherweise in die Innenräume von Gebäuden gelangen kann. Die ermittelten Werte hängen hauptsächlich vom Radongehalt des Untergrunds und seiner Durchlässigkeit ab. Dabei spielt die geologische Beschaffenheit des Untergrunds eine große Bedeutung.
Die BfS-Forscher haben ein neues Verfahren entwickelt, mit dem die Prognosen für das Radonpotenzial auch für Gebiete zwischen den Messpunkten abgeschätzt werden können. Dazu werden die Messwerte aufgrund ihrer geologischen Beschaffenheit zu Klassen zusammengefasst. Die sich daraus ergebenden Muster werden dann mit mathematischen Methoden auf die Gebiete zwischen den Messpunkten mit ähnlichen geografischen und geologischen Verhältnissen hochgerechnet.
Um den Radongehalt in Innenräumen eines Gebäudes oder im Boden eines Grundstücks genau und einfach zu bestimmen, empfiehlt das BfS eine Radonmessung. Die neuen Kartierungsinformationen können jedoch Auskunft darüber geben, wo eine solche Messung empfehlenswert und sinnvoll ist. Radon lässt sich messen, indem kleine Messgeräte im Haus oder am Arbeitsplatz aufgestellt werden. Eine Langzeit- oder Kurzzeitmessung gibt dann Aufschluss über die tatsächliche Radonbelastung.