Robert Klatt
Der Klimawandel hat das Azoren-Hochdruckgebiet im letzten Jahrhundert stark verändert. In Spanien und Portugal sind die Niederschlagsmengen dadurch so stark gesunken, dass die Wein- und Olivenproduktion gefährdet sind.
Falmouth (U.S.A.). Das Azorenhoch beeinflusst das Wetter und die langfristige klimatische Entwicklung in Westeuropa stark. In den Sommermonaten schickt das Hochdruckgebiet im Atlantik heiße und trockene Luft nach Frankreich, Spanien und Portugal. Im Winter verursacht das Azorenhoch Feuchtigkeit und Niederschläge, die essenziell für das ökologische und ökonomische Überleben der Iberischen Halbinsel sind.
Aktuell sind Teile von Spanien und Portugal aber so trocken, dass das Wasser für viele Pflanzen nicht ausreicht. Die Wein- und Olivenproduktion ist deshalb trotz der künstlichen Bewässerung gefährdet.
Ein Team der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) um Caroline C. Ummenhofer hat nun untersucht, ob die extreme Trockenheit durch eine kurzfristige Wetterveränderung oder eine langfristige Veränderung des Azorenhochs verursacht wird. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Geoscience analysierten sie dazu mit einem Klimamodell die Veränderungen des Azoren-Hochdruckgebiets der letzten 1.200 Jahre.
Sie konnten so bestimmen, dass sich im letzten Jahrhundert das Hochdrucksystem „dramatisch verändert hat“ und dass „diese Veränderungen des nordatlantischen Klimas innerhalb des letzten Jahrtausends beispiellos sind“.
Die Ausdehnung des Hochdrucksystems begann vor etwa 200 Jahren, als die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre zunahm. Im 20. Jahrhundert kam es durch den Klimawandel und die globale Erwärmung zu einer weiteren Ausdehnung. Im westlichen Mittelmeerraum sanken dadurch die Niederschlagsmengen im Winter.
Im 21. Jahrhundert wird sich das Azorenhoch durch den anhaltenden Klimawandel über noch größere Flächen ausbreiten. Bis zum Jahr 2100 werden die Regenmengen in den bereits trockenen Regionen dadurch um weitere zehn bis 20 Prozent sinken. Dies bedroht auch die lokale Landwirtschaft. Die Erträge der Weinbaugebiete auf der Iberischen Halbinsel könnten bereits bis zum Jahr 2050 um ein Viertel einbrechen. Die Olivenernte in Südspanien wird laut der Studie bis 2100 um 30 Prozent sinken.
Nature Geoscience, doi: 10.1038/s41561-022-00971-w