Robert Klatt
Der Klimawandel hat die Auftreten von Turbulenzen in den letzten Jahrzehnten stark erhöht. Forscher fordern Investitionen in Maßnahmen wie bessere Prognosesysteme, um die Gefahr für Flugzeuge und Passagiere durch starke „Luftlöcher“ zu reduzieren.
Reading (England). Clear Air Turbulence (CAT), auf Deutsch Klarluftturbulenzen, sind starke Luftbewegungen, bei denen keine sichtbaren Wolkenbewegungen stattfinden. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden diese Turbulenzen als „Luftlöcher“ bezeichnet. Meistens sind sie für Insassen von Flugzeugen lediglich unangenehm. Besonders starke Klarluftturbulenzen können aber auch dazu führen, dass sich Passagiere des betroffenen Flugzeugs verletzen.
Die Wissenschaft hat bereits entdeckt, dass der Klimawandel bzw. die Erwärmung der Atmosphäre zu mehr Turbulenzen führt. Forscher der University of Reading haben in den Geophysical Research Letters nun eine Studie publiziert, laut der es sich dabei nicht nur um ein zukünftiges Phänomen handelt, sondern um einen Prozess, der in den Luftschichten, die kommerzielle Flugzeuge nutzen, bereits seit Jahrzehnten abläuft.
21 neue Berechnungen und eine Reanalyse bereits bestehender Daten mit neuen Methoden zeigt, dass vor allem auf der Route zwischen Nordamerika und Europa, eine der verkehrsreichsten Routen der Erde, vermehrt Klarluftturbulenzen auftreten. In einer bestimmten Region dieser Route kam es innerhalb eines Jahres in mehr als 27 Stunden zu intensiven Klarluftturbulenzen. Das ist eine Zunahme von 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1979.
Die Anzahl mäßiger Turbulenzen stieg in diesem Zeitraum um 37 Prozent und die Anzahl leichter Turbulenzen um 17 Prozent. Laut dem Studienautor Mark Prosser muss die Luftfahrt auf diese Entwicklung reagieren.
„Turbulenzen verursachen unruhige Flüge und können gelegentlich gefährlich sein. Fluggesellschaften müssen beginnen, darüber nachzudenken, wie sie mit der erhöhten Turbulenz umgehen werden, da sie die Branche in den USA allein jährlich zwischen 150 und 500 Millionen Dollar kostet. Jede zusätzliche Minute, die in Turbulenzen verbracht wird, erhöht den Verschleiß des Flugzeugs sowie das Risiko von Verletzungen bei Passagieren und Flugbegleitern.“
Wie Paul Williams erklärt, sind primär Investitionen in bessere Prognosetechniken sinnvoll. Flugzeuge könnte dadurch starke Turbulenzen umfliegen.
„Nach einem Jahrzehnt der Forschung, das zeigt, dass der Klimawandel in der Zukunft die Klarluftturbulenzen erhöhen wird, haben wir nun Beweise, die darauf hindeuten, dass die Zunahme bereits begonnen hat. Wir sollten in verbesserte Turbulenzvorhersage- und Erkennungssysteme investieren, um zu verhindern, dass die rauere Luft sich in den kommenden Jahrzehnten in unruhigere Flüge umsetzt.“
Wissenschaftler der Technischen Universität Wien (TU Wien) haben zudem Turbulence Cancelling entwickelt und das Unternehmen Turbulence Solutions gegründet. In Zukunft soll dessen Technik Turbulenzen nahezu komplett verhindern, indem diese automatisch ausgeglichen werden.
Geophysical Research Letters, doi: 10.1029/2023GL103814