Robert Klatt
Der Klimawandel verursacht höhere Temperaturen, geringere Niederschläge und Trockenheit. Nun wurde untersucht, wie sich diese Veränderungen auf die globale Landwirtschaft auswirken.
Espoo (Finnland). Der Klimawandel verursacht in vielen Regionen höhere Temperaturen, geringere Niederschläge und Trockenheit. Forscher der Aalto University haben nun untersucht, wie sich diese Veränderungen auf den Anbau von 30 Nahrungspflanzenarten auswirken. Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Food beeinflusst der Klimawandel die Landwirtschaft in Äquatornähe am stärksten. Die Bedingungen in den mittleren und hohen Breitengraden, also auch in Deutschland, verschlechtern sich aber auch merklich.
Im extremsten untersuchten Szenario könnte die Nahrungsmittelproduktion um rund die Hälfte einbrechen, weil in vielen Regionen typische Nutzpflanzen nicht mehr angebaut werden können. Am stärksten wären die südlich der Sahara gelegenen afrikanischen Regionen betroffen. Wenn die globale Erwärmung mehr als drei Grad Celsius erreicht, wären dort rund drei Viertel der Nahrungsmittelproduktion bedroht. Außerdem beeinflusst der Klimawandel die Nutzpflanzendiversität negativ.
„Der Verlust der Vielfalt bedeutet, dass die Palette der für den Anbau verfügbaren Nahrungspflanzen in bestimmten Gebieten erheblich schrumpfen könnte. Das würde die Ernährungssicherheit verringern und es schwieriger machen, ausreichend Kalorien und Proteine zu erhalten.“
Die Studie zeigt zudem, dass der Klimawandel die Flächen, auf denen Grundnahrungsmittel wie Reis, Mais, Weizen, Kartoffeln und Sojabohnen angebaut werden können, stark reduziert. Diese Lebensmittel decken aktuell über zwei Drittel des Kalorienbedarfs der Weltbevölkerung. Am stärksten bedroht der Klimawandel den Anbau von tropischen Wurzelfrüchten, die vor allem in ökonomisch schwachen Ländern entscheidend für die Ernährungssicherheit sind.
In den mittleren und hohen Breitengraden sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die landwirtschaftlichen Flächen weniger stark. Die Anbauzonen für manche Pflanzenarten werden sich aber auch hier verschieben. Das Modell zeigt außerdem, dass die Anbauflächen für manche Kulturen sich durch die Erderwärmung sogar vergrößern.
„Beispielsweise könnte der Anbau von Obst aus gemäßigten Klimazonen, wie Birnen, in nördlicheren Regionen häufiger werden.“
Die Forscher erklären jedoch, dass trotz der besseren Anbaubedingungen in manchen Regionen, neue Probleme entstehen können.
„Wir haben gezeigt, dass es ein klimatisches Potenzial gibt, aber die Erwärmung könnte beispielsweise neue Schädlinge und extreme Wetterereignisse mit sich bringen, die in unserem Modell nicht berücksichtigt sind. Die Situation ist also nicht wirklich so schwarz-weiß.“
Zusammenfassend zeigt die Studie, dass in den am stärksten betroffenen Breitengraden enorme Probleme für die Landwirtschaft und damit auch für die Ernährungssicherheit durch den Klimawandel bevorstehen. Die Länder, in denen es aktuell oft zu Ernährungskrisen kommt und deren Landwirtschaft nicht so weit entwickelt ist, müssen sich deshalb stark anpassen.
„In vielen Gebieten in niedrigen Breitengraden, insbesondere in Afrika, sind die Erträge im Vergleich zu ähnlichen Gebieten in anderen Teilen der Welt gering. Sie könnten höhere Erträge erzielen, wenn sie Zugang zu Düngemitteln und Bewässerung hätten und die Lebensmittelverluste in der Produktions- und Lagerkette reduziert würden.“
Maßnahmen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Infrastruktur sind laut ihnen jedoch nicht nur in der Nähe des Äquators, sondern auch in den mittleren und hohen Breitengraden erforderlich.
„Wenn wir unser Nahrungsmittelsystem in Zukunft sichern wollen, müssen wir sowohl den Klimawandel eindämmen als auch uns an seine Auswirkungen anpassen. Auch wenn die größten Veränderungen in den Äquatorregionen stattfinden, werden wir alle die Auswirkungen durch das globalisierte Nahrungsmittelsystem spüren. Wir müssen gemeinsam handeln, um diese Probleme anzugehen.“
Nature Food, doi: 10.1038/s43016-025-01135-w