Robert Klatt
Der Klimawandel trifft laut einer Metastudie bereits 85 Prozent der Weltbevölkerung. Als Datenbasis dafür hat eine KI rund 100.000 Studien analysiert.
Berlin (Deutschland). Wissenschaftler des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) haben rund 100.000 empirische wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema Klimawandel analysiert. Sie konnten so ermitteln, dass mindestens 80 Prozent der Landfläche der Erde und mindestens 85 Prozent der Weltbevölkerung schon jetzt von den direkten und indirekten Folgen des Klimawandels getroffen werden.
„Das Ergebnis ist ein umfassendes, globales Bild der bisherigen Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels“, erklären die Autoren der im Fachmagazin Nature Climate Change publizierten Studie.
Aufgrund der gigantischen Datenmenge analysierten die Wissenschaftler für ihre Metastudie die vorhandenen Quellen mithilfe einer Künstlichen Intelligenz (KI). Deren Algorithmus extrahierte aus den Studien den jeweils verantwortlichen Klimatreiber sowie die geografische Lage. Das Team um Max Callaghan konnte so eine Weltkarte erstellen, die die individuellen Folgen des Klimawandels detailliert zeigt.
Laut den Autoren soll die Metastudie vor allem dazu dienen, im „Zeitalter von Big Literature“ einen Überblick über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu behalten. Menschen sei es in Zeiten von „Big Data“ ansonsten nicht möglich, bei den vielen Daten und Erkenntnisse einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu erhalten. Innerhalb der Klimawissenschaften stieg die Zahl der Publikation in den letzten Jahren exponentiell. Seit 1990 hat sich die Anzahl der Studien zu Klimafolgen verhundertfacht.
Dank der automatisierten Analyse der Studien konnten die Wissenschaftler nicht nur auf einen Teilaspekt des Klimawandels betrachten, sondern ein Gesamtbild der Situation erstellen. Die untersuchten Studien beinhalten daher ein weites Themenspektrum, dass über Veränderungen der Waldfläche, Hitzetote und der Wanderung von Schmetterlingen verschiedenste Aspekte abdeckt.
Die Analyse zeigt überdies, dass aus Ländern mit niedrigem Einkommen nur wenig Daten zum Klimawandel vorliegen. Dies ist ins besonders deshalb problematisch, weil die Folgen wie sinkende Niederschläge und die steigenden Temperaturen primär ärmere Regionen der Erde betreffen. Laut den Wissenschaftlern verursacht diese Zurechnungslücke Probleme bei der Planung von Gegenmaßnahmen in diesen Regionen.
Klimawandel betrifft die gesamte Erde
Die Metastudie lässt insgesamt keinen Zweifel daran, dass „die Klimakrise bereits fast überall auf der Welt zu spüren ist“, erklärt Callaghan. Weil dies auch zuvor in der Wissenschaft bekannt war, sieht Callaghan sie nun erschienene Metastudie vor allem als Ansatz dafür, wie mit den ständig wachsenden Datenmengen umgegangen werden könnte.
Nature Climate Change, doi: 10.1038/s41558-021-01168-6