Höhere Temperaturen

Klimawandel verursacht Millionen zusätzliche Hitzetote in Europa

 Robert Klatt

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Die Anzahl der hitzebedingten Todesfälle wird in Europa durch den Klimawandel und die daraus resultierenden höheren Durchschnittstemperaturen und immer extremeren Hitzewellen deutlich zunehmen. Klimaschutzmaßnahmen, vor allem deutlich reduzierte CO₂-Emissionen, können einen Großteil der zusätzlichen Hitzetoten verhindern

London (England). In Deutschland hat sich seit den 1950er-Jahren die Anzahl der Hitzetage verdreifacht. Laut dem DAK-Hitzereport leidet bereits jeder vierte Deutsche unter den hohen Temperaturen, die etwa Gesundheitsprobleme und Ängste bei ihnen auslösen. In den südlichen Ländern Europa ist das Hitzeproblem noch deutlich ausgeprägter. Eine Studie des Barcelona Institute for Global Health (ISGLOBAL) zeigte, dass die hohen Temperaturen rund 47.000 hitzebedingte Todesfälle in Europa in nur einem Jahr verursacht haben.

Forscher der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM) haben nun eine Studie publiziert, laut der der Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten zu einem erheblichen Anstieg der hitzebedingten Todesfälle führen wird. Dieser Anstieg wird die reduzierten kältebedingten Todesfälle mehr als kompensieren.

„Diese Studie liefert überzeugende Beweise dafür, dass der drastische Anstieg hitzebedingter Todesfälle jeden Rückgang durch Kälte bei Weitem übertreffen wird. Dies führt zu einem Netto-Anstieg der Sterblichkeit in ganz Europa. Unsere Ergebnisse widerlegen die oft vorgeschlagenen Theorien von angeblich ‚positiven‘ Auswirkungen des Klimawandels. Sie unterstreichen, wie wichtig es ist, dringend notwendige Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung umzusetzen.“

2,3 Millionen zusätzliche Hitzetote

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Medicine nimmt die Anzahl der hitzebedingten Todesfälle in 854 europäischen Städten bis 2099 um 2,3 Millionen zu, wenn die Regierungen keine schnellen Maßnahmen gegen den Klimawandel, insbesondere eine deutliche Reduzierung der CO₂-Emissionen, ergreifen. Entsprechende Gegenmaßnahmen könnten bei einer schnellen Umsetzung einen Großteil der zusätzlichen Hitzetoten (70 %) verhindern.

Maßnahmen, die bloße Anpassungen an die höheren Temperaturen und die immer extremeren Hitzewellen sind, reichen demnach nicht aus, um die Gesundheitsrisiken und die zusätzlichen Hitzetoten zu kompensieren, vor allem in stark gefährdeten Regionen wie dem Mittelmeerraum, Mitteleuropa und den Balkanstaaten.

„Unsere Ergebnisse betonen die dringende Notwendigkeit, sowohl den Klimawandel zu bekämpfen als auch Anpassungsmaßnahmen gegen Hitze zu ergreifen. Dies ist besonders im Mittelmeerraum entscheidend, wo die Folgen verheerend sein könnten, wenn nichts unternommen wird. Doch durch einen nachhaltigeren Weg könnten wir Millionen von Todesfällen bis zum Ende des Jahrhunderts verhindern.“

Städte mit den meisten hitzebedingten Todesfällen

Die Studie basiert auf Risikoanalysen zur Temperatur in Städten und lokalen Anpassungs- und Akklimatisierungsfaktoren, die mit Prognosen zu Temperaturen, Bevölkerungszahlen und Sterberaten kombiniert wurden. Die Wissenschaftler konnten so ein Modell erstellen, das die hitzebedingten Todeszahlen in den unterschiedlichen Klimaszenarien des sechsten Sachstandsberichts des IPCC berechnet. Laut dem Modell sind dies die Städte, in denen es bis 2099 zu den höchsten prognostizierten hitzebedingten Todesfällen kommt:

  • Barcelona (Spanien): 246.082
  • Rom (Italien): 147.738
  • Neapel (Italien): 147.248
  • Madrid (Spanien): 129.716
  • Mailand (Italien): 110.131
  • Athen (Griechenland): 87.523
  • Valencia (Spanien): 67.519
  • Marseille (Frankreich): 51.306
  • Bukarest (Rumänien): 47.468
  • Genua (Italien): 36.338

Das Modell zeigt zudem, dass auch in Städten abseits der Mittelmeerregion mit deutlich mehr Todesfällen durch den Klimawandel zu rechnen ist, darunter vor allem Paris (13.515). In mehreren Großstädten, darunter London (27.455) und andere Städte in Großbritannien und Skandinavien, kommt es hingegen zu einem Rückgang der Todesfälle.

Nature Medicine, doi: 10.1038/s41591-024-03452-2

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