Robert Klatt
Die Produktion von Hühner-, Schweine- und Rindfleisch ist sehr ressourcenintensiv. Forscher haben deshalb untersucht, ob die Massentierhaltung von Pythons eine Alternative ist.
Sydney (Australien). Die globale Produktion von Hühner-, Schweine- und Rindfleisch verursacht große Umweltschäden und ist laut einer Studie von PwC Strategy& die ineffizienteste Form der Nahrungsmittelproduktion. Unternehmen und die Wissenschaft suchen deshalb seit Langem nach Alternativen. Bislang hat sich die Forschung dabei vor allem auf Insekten konzentriert, aus denen laut Forschern der Wonkwang University etwa ein Proteinpulver mit Fleischgeschmack produziert werden kann.
Wissenschaftler der Macquarie University um Daniel Natusch haben nun die Massentierhaltung von Pythons untersucht. Laut ihnen sind die Schlangen eine deutlich effizientere Proteinquelle als die bisher gezüchteten Tierarten. Der Geschmack ihres Fleisches ähnelt denen von Geflügel.
„In Bezug auf einige der wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien schneiden Pythons besser ab als alle bisher untersuchten landwirtschaftlichen.“
Laut der Publikation im Fachmagazin Scientific Reports haben die Autoren für ihre Studie die Wachstumsraten von 4601 Netzpythons (Malayopython reticulatus) und Dunklen Tigerpythons (Python bivittatus) aus zwei Schlangenfarmen in Thailand und Vietnam analysiert. Beide Schlangenarten können bis zu 100 Kilogramm schwer werden. Weibchen legen ab einem Alter von drei Jahren bis zu 100 Eier jährlich und eignen sich deshalb gut für die Zucht.
In Asien sind die kaltblütigen Tiere, die deutlich energieeffizienter als warmblütige Tiere wie Rinder oder Geflügel gezüchtet werden können, seit Langem beliebte Lebensmittel. Die industrielle Massentierhaltung ist trotzdem bislang kaum vorhanden. Die Pythons in den Schlangenfarmen wurden mit wild gefangenen Nagetieren und Fischmehl gefüttert. Sie haben maximal 46 Gramm pro Tag zugenommen. Die Wachstumsraten bei den Weibchen waren deutlich höher als bei den Männchen.
Die Forscher haben zudem mit 58 Tigerpythons unterschiedliche Futterkombinationen erprobt, darunter Proteinquellen wie Schlachtabfälle von Huhn und Schwein, Fischmehl und Nagetiere. Im Mittel haben die Tigerpythons pro 4,1 Gramm Nahrung ein Gramm Pythonfleisch aufgebaut. Ein Großteil der Tigerpythons (~ 80 %) kann verwendet werden. Dies ist ein deutlich höherer Anteil als bei allen anderen Tierarten, die bislang für die Fleischproduktion verwendet werden.
„In Bezug auf die Nahrungs- und Proteinverwertung übertreffen Pythons alle Nutztierarten, die bisher untersucht wurden.“
Überdies haben die Wissenschaftler untersucht, wie sich Fastenzeiten auf die Schlangen auswirken. Die Ergebnisse der Fastenexperimente belegen ebenfalls, dass die kommerzielle Pythonzucht sich für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion eignet.
„Fünf, sechs Monate alte Pythons haben zum Beispiel vier Monate lang keine Nahrung aufgenommen und verloren in dieser Zeit nur 30 bis 70 g (2,7 bis 5,4 % ihres Gewichts).“
Laut den Wissenschaftlern muss die kommerzielle Pythonzucht aber noch optimiert werden. Die aktuellen Ergebnisse aus den bestehenden einfachen Schlangenfarmen belegen aber bereits deutlich, dass das Schlangenfleisch das Potenzial dazu hat, einen deutlich größeren Anteil an der globalen Nahrungsmittelproduktion einzunehmen als bisher.
„Die kommerzielle Produktion von Pythons steckt noch in den Kinderschuhen und die Betriebe erhalten nur minimale wissenschaftliche Unterstützung oder Optimierung durch offizielle Kanäle für die landwirtschaftliche Entwicklung.“
Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-024-54874-4