D. Lenz
Meeresbiologen haben vor der Küste Süditaliens ein bisher unbekanntes und über zwei Kilometer langes Korallenriff ausfindig gemacht. Ungewöhnlich für das Riff ist, dass es in einer verhältnismäßig großen Tiefe liegt.
Rom (Italien). Zwar sind Korallen im Mittelmeer weit verbreitet, riffbildende Arten hingegen sind dort recht selten anzutreffen. Umso erstaunlicher ist die jetzige Entdeckung eines rund 2,5 Kilometer langen Korallenriffs vor der Küste Süditaliens. Wie das Team um Giuseppe Corriero von der Universität Bari Also Moro im Fachjournal Scientific Reports berichten, liegt das Korallenriff vor der Stadt Monopoli in Apulien in einer ungewöhnlichen Tiefe von 30 bis 55 Metern.
Korallen sind im Mittelmeer weit verbreitet und bei Tauchern aus aller Welt beliebt. Unter den 33 im Mittemeer beheimateten Steinkorallenarten sind aber nur wenige riffbildend. Zwar war bisher bekannt, dass die Korallen aus der aktuellen Studie in vielen Gebieten im Mittelmeer vorkommen, nicht aber, dass sie dreidimensionale Riffstrukturen ausbilden können - das ist der Wissenschaft neu.
Korallen gelten als Hotspot der Biodiversität. Zu den wichtigsten Korallenarten für die Bildung von Riffen zählen die tropische Phyllangia americana mouchezii und die Polycyathus muellerae. Komplexe Korallenriffe kommen zum Großteil in nährstoffarmen Gewässern des Indopazifiks und des westlichen Atlantiks vor. Das wohl bekannteste und mit rund 2.000 Kilometern Länge größte Korallenriff der Erde bildet das Great Barrier Reef östlich von Australien.
Steinkorallen bilden aber nicht nur in flachen tropischen Gewässern imposante Riffstrukturen, auch in größeren Wassertiefen. Unterhalb von 30 Metern Tiefe leben regelrechte Schwachlichtexperten, wie die Biologen erklären. So können die hier lebenden Korallen noch bis zu einer Tiefe von 130 Metern Sonnenlicht einfangen und die Photosymbiose aufrechterhalten. In diesen Tiefen verlaufen Wachstum und Riffbildung jedoch äußerst langsam.
Das jetzt im Mittelmeer entdeckte Korallenriff liegt ebenfalls in einer Tiefe, in der deutlich weniger Sonnenlicht ankommt. Die Meeresbiologen beschreiben die Farben der Korallen als gedämpft: Sie reichen von Orange über Rot bis hin zu Violett. Die Forscher vermuten zudem ein weiteres größeres Korallenriff etwa 100 Kilometer südlich des jetzt entdeckten Riffs. Weitere Untersuchungen werden zeigen, ob die Forscher mit ihrer Vermutung richtig liegen.