Amundsensee

Künstliche Beschneiung soll Abschmelzen der Westantarktis verhindern

Robert Klatt

Westantarktis )moc.yabaxipmnybor(Foto: © 

Eine künstliche Beschneiung der Westantarktis würde das Abschmelzen der Gletscher verhindern, aber auch das Ökosystem der Amundsensee zerstören. Sollte das Eisschild abrutschen, würden durch absteigenden Meeresspiegel Hamburg, New York und Shanghai im Ozean verschwinden.

Potsdam (Deutschland). Wissenschaftler des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) haben eine irrwitzig klingende Idee vorgestellt, die den drohenden Eiskollaps in der Westantarktis verhindern könnte. Eine künstliche Beschneiung, vergleichbar mit der in Skigebieten, könnte theoretisch eine so große Menge Schnee erzeugen, dass das schwindende Eisschild wieder stabilisiert werden könnte. Nötig wären dafür hunderte Milliarden Tonnen Wasser, die über mehrere Jahrzehnte in Eis umgewandelt werden müssten, das dann auf der Westantarktis verteilt wird. Die zu beschneiende Fläche ist dabei größer als das Land Costa Rica.

Klimaforscher befürchten derzeit, dass das gesamte westantarktische Eisschild langfristig ins Meer rutschen könnte. Der Prozess würde zwar auch wenn der Klimawandel in seiner derzeitigen Geschwindigkeit fortschreitet mehrere Jahrhunderte dauern, die Folgen wären allerdings auf der gesamten Erde vernichtend. Ein Abrutschen würde dafür sorgen, dass wie Anders Levermann, Physiker am Potsdam-Institut erklärt der „Meeresspiegel um drei Meter steigt“. Städte wie New York, Shanghai und Hamburg würden dadurch vollständig im Meer verschwinden.

Beschneiung mit Umweltrisiken verbunden

Laut der im Fachmagazin Science Advances veröffentlichten Studie könnten „Billionen Tonnen zusätzlicher Schnee“ die Gletscher zwar retten, die dafür benötigte Technik würde die bisher vom Menschen kaum beeinflusste Region der Erde allerdings erheblichen Umweltrisiken aussetzen. Wie Levermann ausführt muss „die Menschheit abwägen, ob sie die Antarktis opfern möchte, um die heute bewohnten Küstenregionen und das dort entstandene und entstehende Kulturerbe zu retten.“

Eine Computersimulation der Wissenschaftler zeigte zwar, dass der Eingriff theoretisch möglich ist, aber das das Hochpumpen und Entsalzen des zur Erzeugung des Schnees nötigen Meerwassers und das Betreiben der Schneekanonen die Strommenge mehrerer zehntausend Highend-Windturbinen benötigen würde.

Windpark würde Amundsensee zerstören

Wie die Autoren der Studie erklären „würde ein solcher Windpark inklusive der dafür nötigen Infrastruktur in der Amundsensee und die Entnahme derartiger enormer Mengen an Meerwasser, im Wesentlichen den Verlust eines einzigartigen Naturreservates bedeuten.“ Außerdem sorgt das harte Klima der Region dafür, dass im Vorfeld kaum abschätzbare Probleme entstehen könnten, die die Beschneiung jederzeit stoppen könnten.

Schlussendlich resümieren die Wissenschaftler, dass das von ihnen vorgestellte „Unterfangen offensichtlich absurd ist“. Sie sehen sich aber trotzdem in der Pflicht die Öffentlichkeit auch über kaum realisierbare Möglichkeiten zu informieren, umso auf das kaum zu erfassende Problem des ansteigenden Meeresspiegels hinzuweisen.

Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.aaw4132

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