Robert Klatt
In Singapur wurde ein Produkt aus Laborfleisch bereits zugelassen. Ob auch Verbraucher aus Deutschland In-vitro-Fleisch probieren würden, hat nun eine Studie untersucht.
Osnabrück (Deutschland). Singapur hat als erstes Land im Januar 2021 den Verkauf eines Produkts aus In-vitro-Fleisch zugelassen. In Deutschland ist Laborfleisch, das aus Muskelstammzellen mithilfe von Zell- und Gewebekulturtechniken produziert wird, noch nicht für den Verkauf zugelassen. Ob auch bei uns Laborfleisch schon bald in den Läden liegen wird, hängt neben den rechtlichen Rahmenbedingungen vor allem von der Akzeptanz der Verbraucher ab.
Wissenschaftler der Universität Osnabrück haben deshalb untersucht, ob Konsumenten aus Deutschland Laborfleisch probieren würden. An der Umfrage nahmen etwa 500 Männer und Frauen ab 18 Jahren teil.
„Im Vergleich zu konventionellem Fleisch ist die Produktion von In-vitro-Fleisch wesentlich nachhaltiger, denn man benötigt beispielsweise weniger Fläche und Wasser“, erklärt der Biologiedidaktiker Dr. Florian Fiebelkorn. Überdies müssen für die Produktion von In-vitro-Fleisch keine Tiere getötet werden. „Für das Fleisch aus Zellkulturen dienen Tiere lediglich als Stammzellenspender – ein bei der aktuellen Tierwohldebatte nicht zu vernachlässigender Faktor“, so die Doktorandin Jacqueline Dupont.
Laut den im Fachmagazin Foods veröffentlichten Ergebnisse hat in Deutschland weniger als ein Drittel (32 %) von In-vitro-Fleisch gehört. Trotzdem würde mehr als die Hälfte (65 %) einen Burger aus Laborfleisch produzieren. Knapp die Hälfte (47 %) gab zudem an, dass sie eher einen solchen Burger als einen Burger aus herkömmlichen Fleisch essen würden.
Die Wissenschaftler untersuchten überdies, welche ernährungspsychologischen Faktoren die individuelle Akzeptanz von Laborfleisch beeinflussen. Demnach nimmt die Akzeptanz vor allem durch eine positive Einstellung gegenüber der neuartigen Produkte zu. Außerdem steigt die Konsumbereitschaft durch einen hohen wahrgenommenen Druck von wichtigen Bezugspersonen, die dazu drängen, Laborfleisch zu probieren.
Als stärkste Barriere gegen den Konsum von Laborfleisch identifizierten die Forscher die Angst vor dem neuen Herstellungsverfahren. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass Informationskampagnen verstärkt auf die Ähnlichkeiten von Laborfleisch und konventionellem Fleisch hinweisen sollten, um die Akzeptanz zu erhöhen.
Foods, doi: 10.3390/foods11030424