Robert Klatt
Die Wissenschaft vertritt fast einstimmig die Ansicht, dass der Klimawandel durch den Menschen ausgelöst wurde. Trotzdem erhalten Leugner des Klimawandels laut einer neuen Studie in den Medien deutlich mehr Aufmerksamkeit als renommierte Experten.
Merced (U.S.A.). In der Wissenschaft gilt es als erwiesen, dass der Klimawandel größtenteils durch den Menschen ausgelöst wurde. Laut einer Studie der University of California, die im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde, werden Personen, die den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel und dessen Folgen wie Hitzewellen und Rekordtemperaturen verneinen von den Medien trotzdem häufiger zitiert als anerkannte Wissenschaftler.
Als Datenbasis für die Studie dienten den Forschern Publikationen aus dem Internet, Magazinen und Zeitungen, die daraufhin analysiert werden, ob Klimaleugner, Klimaforscher oder beide Parteien zitiert wurden. Die insgesamt 100.000 ausgewerteten Artikel aus dem Jahren 2000 bis 2016 wurden auf 386 Klimawandelskeptiker, zu denen neben Politikern und Wirtschaftsvertretern auch einzelne Wissenschaftler gehörten und 386 Klimaforscher, die in wissenschaftlichen Kreisen als renommierte Experten gelten, untersucht. Ebenfalls berücksichtigt wurden Artikel, die von den jeweiligen Personen selbst verfasst wurden.
Als Klimaleugner definierten die Wissenschaftler rund um den Hauptautor Alexander Petersen Personen, die anzweifeln, dass die industrielle Revolution und die daraus folgenden Emissionen von CO2 und anderen klimaschädlichen Treibhausgasen das Klima der Erde negativ beeinflussen. Laut Petersen zeigt die Auswertungen der Medien, dass diese Personengruppe „sich zu einer lauten Stimme innerhalb der Politik und Wissenschaftskommunikation“ entwickelt hat.
Die „unverhältnismäßige“ Präsenz in den Medien beschränkt sich dabei nicht auf einzelne Veröffentlichungen, sondern konnte auch bei als seriös angesehen Zeitungen wie dem britischen Guardian und der New York Times festgestellt werden. Laut den Autoren sorgt dies dafür, dass „die tatsächliche Verteilung von Expertenmeinungen“ in den Medien nicht korrekt wiedergegeben wird. Verstärkt wird dieser Effekt zusätzlich durch soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook, die dafür sorgen, dass Klimaleugner eine höhere Reichweite erhalten. Als Folge der hohen Aufmerksamkeit, die die Leugner des Klimawandels von den Medien erfahren, sehen die Autoren der Studie die Autorität von Wissenschaftlern als gefährdet an.
Ob die Ergebnisse der Studie, die ausschließlich englischsprachige Artikel analysiert, auch auf die Situation in Deutschland übertragbar ist, wurde noch nicht untersucht.
Außerdem kritisieren Wissenschaftler wie Karsten Lübke, Professor für Wirtschaftsmathematik und Statistik die für die Erstellung der Studie genutzte Methode, da nicht untersucht wurde wie viele Meinungen die Artikel enthielten, sondern nur welche der ausgewählten Personen an den jeweiligen Artikeln beteiligt waren. Da außerhalb der jeweils nur 386 Personen umfassenden Stichprobe jedoch deutlich mehr Personen die Ansicht vertreten, dass der Klimawandel durch den Menschen verursacht wurde, ist es wahrscheinlich, dass die Medien die Position der Wissenschaft in der Realität häufiger verbreiten, als die Position von Leugnern des menschengemachten Klimawandels.
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-019-09959-4