Robert Klatt
Die Lichtverschmutzung nimmt stetig zu und betrifft einen Großteil der Weltbevölkerung. Weil die meisten Satelliten blaues LED-Licht nicht erfassen können, kann der Umfang des Problems nur schwer ermittelt werden.
Brandenburg an der Havel (Deutschland). Es ist in der Forschung seit Langem bekannt, dass die zunehmende Lichtverschmutzung ein großes ökologisches Problem ist, weil sie unter anderem das Wanderungs- und Fortpflanzungsverhalten von Tieren beeinflusst. Hinzukommt, dass die Lichtverschmutzung die Astronomie behindert, weil selbst minimale Beleuchtungsstärken die Beobachtung des Weltraums erschweren. Forscher des Night Watch Consortium, darunter Andreas Jechow von der Technischen Hochschule Brandenburg (THB), haben nun eine Studie publiziert, die zeigt, wie groß die Belastung durch künstliches Licht auf der Erde inzwischen ist.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Reviews Earth & Environment haben die Wissenschaftler für ihre Studie Daten der European Space Agency (Esa) analysiert. Diese zeigen, dass die Lichtverschmutzung etwa die halbe Erdoberfläche betrifft. Die künstlichen Lichtquellen überstahlen die natürliche Dunkelheit in manchen Gebieten mehrere Tausend Mal.
„Die Forschung ergab, dass fast die Hälfte der Erdoberfläche durch künstliche Beleuchtung von Lichtverschmutzung betroffen ist.“
Die Satellitenbeobachtungen offenbaren zudem, dass ein Großteil der Weltbevölkerung (80 %) in Regionen mit einem lichtverschmutzten Himmel lebt. Am höchsten ist die Belastung in Städten, wo der Verkehr und Straßenlaternen Lichtemissionen verursachen, die die Dunkelheit im Mittel 40-mal übertreffen. In nichtstädtische Regionen, auf die über die Hälfte der künstlichen Lichtemissionen entfällt, sind vor allem die Rohstoffgewinnung, Verkehrsnetze sowie die Lampen im Innen- und Außenbereich für die Lichtverschmutzung verantwortlich.
Überdies zeigen die Satellitendaten, dass die Lichtverschmutzung stark zunimmt. Die jährliche Wachstumsrate liegt bei zwei bis zehn Prozent. Eine genaue Messung ist nicht möglich, weil ein Großteil der Lichtquellen mit der Visible/Infrared Imager Radiometer Suite des Wetter- und Umweltsatelliten Suomi NPP, der kein blaues LED-Licht erfassen kann, dokumentiert wird.
„Dies bedeutet, dass das wahre Ausmaß der Zunahme der Lichtverschmutzung mit Satellitendaten eher noch unterschätzt wird.“
Angesichts der ungenauen Datenlage und des zunehmenden Problems fordern die Forscher neue Erdbeobachtungsmissionen. Diese hätten laut ihnen einen hohen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen.
Nature Reviews Earth & Environment, doi: 10.1038/s43017-024-00555-9