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Flüssigerdgas – mittlerweile besser bekannt unter der Abkürzung LNG – steht bekanntlich schon seit geraumer Zeit im Fokus des allgemeinen Interesses, spätestens jedoch seit den aktuellen geopolitischen Entwicklungen. Allerdings wissen überraschenderweise nur die wenigsten Menschen, worum es sich dabei konkret handelt und welche potenziellen Vorteile und Nachteile damit verknüpft sind. Eignet sich das Flüssigerdgas etwa tatsächlich dazu, um die Energieversorgung in Deutschland nachhaltig zu sichern? Sind Herstellung und Transport wirklich vorteilhafter für die Umwelt und das Klima? Und warum wird der Bau der LNG-Terminals hierzulande noch immer derart kontrovers diskutiert?
Berlin (Deutschland). Die Abkürzung LNG steht für Liquefied Natural Gas, also verflüssigtes Erdgas, das unter extrem hohen Druck zusammengepresst und auf mindestens –162 Grad Celsius heruntergekühlt wird. Durch diese spezielle Methode wird das Gas verflüssigt, sodass es aufgrund der starken Verdichtung beim Transport rund 600-mal weniger Platz benötigt, als herkömmliches Erdgas in der ursprünglichen Form. LNG kann dementsprechend viel einfacher transportiert werden – in der Regel mit speziell dafür gebauten Tankschiffen – was den Einsatz ökonomisch gesehen überaus attraktiv erscheinen lässt. Nach der Anlieferung wird das LNG dann mithilfe von Wärme regasifiziert, sprich in den gasförmigen Zustand zurückversetzt, um es in das heimische Gasnetz einspeisen zu können.
Aufgrund der aktuellen weltpolitischen Lage interessieren sich verständlicherweise immer mehr Menschen für das Thema Erdgas, hauptsächlich jedoch in Bezug auf die damit verbundenen Kosten, was unter anderem die Gaspreisrechner und die zahlreichen neuen Tarifoptionen der verschiedenen Energieversorger zeigen. Aber wie sieht es denn eigentlich in Bezug auf die Umwelt- und Klimabilanz von LNG aus? Hier sei bereits vorab gesagt, dass es sich bei Gas um einen fossilen Brennstoff handelt, bei dessen Verbrennung CO₂ in nicht geringen Mengen freigesetzt wird – somit kann die Verwendung von Erdgas also niemals wirklich komplett klimaneutral sein.
Darüber hinaus werden sowohl bei der Förderung und dem Verflüssigungsprozess, als auch bei der notwendigen Kühlung, beim Transport und bei der späteren Regasifizierung enorme Mengen Energie benötigt, was LNG grundsätzlich sogar klimaschädlicher macht, als herkömmliches Erdgas, das ausschließlich über Pipelines transportiert wird. Als weiterer und nicht minder wichtiger Faktor gilt die Herkunft des Flüssiggases. Laut der Deutschen Umwelthilfe (kurz DUH) stammt der Großteil des nach Europa gelieferten Gases derzeit aus den Vereinigten Staaten, wo es häufig durch die sogenannte Fracking-Methode gewonnen wird. Diese spezielle Art der Gasgewinnung – die in Deutschland übrigens aus gutem Grund verboten ist – gilt aufgrund des angewendeten Verfahrens als besonders umweltschädlich, mit zum Teil irreparablen Schäden und dementsprechend gravierenden Folgen für die Natur.
Obschon sich diverse Umweltschutzorganisationen klar gegen die Verwendung von durch Fracking gewonnenes Flüssiggas einsetzen, sieht die deutsche Bundesregierung unverständlicherweise grundsätzlich kein Problem darin – schließlich soll es ja „vorerst“ nur als eine Art Brückentechnologie zum Einsatz kommen. Doch damit das LNG überhaupt angeliefert werden kann, sind spezielle Terminals notwendig, deren Bau jedoch innerhalb der Bevölkerung sehr kritisch gesehen und dementsprechend kontrovers diskutiert wird. Gut zu wissen: Derzeit (Stand: Oktober 2023) gibt es drei aktive LNG-Terminals in Brunsbüttel, Lubmin und in Wilhelmshaven.
Im Laufe der kommenden Monate sollen allerdings noch weitere Terminals in Stade und in Mukran auf Rügen hinzukommen – und das obwohl sich neben den Einwohner der beliebten Ostseeinsel auch diverse Klimaaktivisten heftig gegen den Bau gewehrt haben. Zudem ist davon auszugehen, dass sich die Auswirkungen durch den Bau der Terminals und der Pipelines drastisch auf die Meeresumwelt auswirken werden. Zusammen mit dem massiv erhöhten Schiffsverkehr sind die Folgen für das ohnehin schon sehr fragile Ökosystem laut diversen Experten absolut gravierend und die Schäden definitiv irreparabel – vor allem da sogar mehrere Landschaftsschutzgebiete davon betroffen sind. Abschließend stellt sich also die Frage, ob die marginalen Einsparmöglichkeiten durch billigeres Gas diesen enormen Eingriff in die natürlichen Lebensräume zahlreicher Vogelarten und diverser Meeresbewohner tatsächlich rechtfertigen können.