Schwarzer Kohlenstoff

Meereis der Antarktis schmilzt durch Waldbrände im Amazonas

 Robert Klatt

Waldbrände beschleunigen Eisschmelze )kcotS ebodArednaxelA(Foto: © 

Die Waldbrände im Amazonas setzen schwarzen Kohlenstoff frei, der über die Atmosphäre bis in die Antarktis gelangt. Dort lagern sich die dunklen Partikel ab, reduzieren die Rückstrahlung des Sonnenlichts und fördern damit das Abschmelzen der Eisflächen.

Baltimore (U.S.A.). Es ist seit Langem bekannt, dass schwarzer Kohlenstoff das Abschmelzen des antarktischen Eises beschleunigt. Die dunklen Partikel entstehen unter anderem durch fossile Brennstoffe, die laut einer Studie der Universidade Federal do Rio de Janeiro (UFRJ) etwa in Kreuzfahrtschiffen verbrannt werden. Forscher der University of Maryland (UMD) haben nun untersucht, ob auch Waldbrände im Amazonas das Eis der Antarktis beeinflussen.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Environmental Data Science haben sie dazu mithilfe von Satellitendaten analysiert, ob und wie der Rückgang des antarktischen Meereises durch die Rußkonzentration in der Atmosphäre beeinflusst wird. Die Daten zeigen, dass Strömungskorridore Rußpartikel aus dem Amazonasgebiet bis in die Antarktis bringen können. Diese Partikel können sich dann auf dem Eis ablagern und reduzieren die Rückstrahlung des Sonnenlichts.

„Wenn Schnee dunkler wird, beginnt er Wärme zu absorbieren. Das führt zu verstärkten Eisschmelzen.“

89.000 Feuerherde im Jahr 2019

Daten des Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais (INPE) zeigen, dass es im Amazonas 2019 über 89.000 Waldbrände gab. Diese Brände gehen vor allem auf die umstrittene Umweltpolitik des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zurück, der die landwirtschaftliche Nutzung und Rodungen im Amazonas massiv gefördert hat.

Die Wissenschaftler der UMD haben deshalb Meereisdaten aus mehreren Regionen der Antarktis aus diesem Zeitraum sowie Satellitendaten zur Rußkonzentration, reflektierter Sonnenstrahlung und der einfallenden Solarenergie analysiert. Anschließend hat eine Künstliche Intelligenz (KI) modelliert, wie sich diese Faktoren gegenseitig beeinflussen. Es konnte so ermittelt werden, dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen den Rußemissionen im Amazon und dem Verlust von Meereis in der Antarktis besteht.

Starke Auswirkungen in der Weddellsee

Am stärksten waren die beobachteten Effekte in der Weddellsee. In Zeiträumen mit hohem Rußtransport war der Anteil des Schwarzen Kohlenstoffs in der Atmosphäre über diesem Gebiet doppelt so hoch wie normal und das Meereis ist von 33.000 Quadratkilometern auf 13.000 Quadratkilometer abgeschmolzen.

Die Forscher gehen davon aus, dass dafür vor allem die geographische Nähe der Weddellsee zu Südamerika entscheidend ist. Weitere Faktoren wie die Windgeschwindigkeiten, warme Luft- und Meeresströmungen sowie der Salzgehalt des Wassers haben aber auch einen Einfluss.

„Aber ozeanische Dynamiken sind weitaus komplexer und schlechter verstanden als atmosphärische Strömungen.“

Environmental Data Science, doi: 10.1017/eds.2025.1

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