Robert Klatt
64 Prozent der Deutschen sind „auf jeden Fall“ oder „eher“ für die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h auf Autobahnen.
Berlin (Deutschland). Die Einführung einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 km/h auf Autobahnen wird von verschiedenen Organisationen und Politikern in Deutschland schon seit Langem gefordert. Die Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2020“ (PDF) des Umweltbundesamts (UBA) hat nun neben weiteren Umwelt- und Klimafragen untersucht, ob auch die Bevölkerung ein solches Tempolimit befürwortet.
Befragt wurden für die Studie im vergangenen Jahr 2.115 Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren. Fast zwei Drittel (65 %) davon halten Umwelt- und Klimafragen für essenzielle Themen. 2019 waren es etwas mehr (68 %), 2018 etwas weniger (64 %), die in Deutschland Umwelt- und Klimafragen für wichtig halten.
„Besonders interessant wird die Studie da, wo es konkret wird“, erklärt Umweltministerin Svenja Schulze (SPD). 64 Prozent der Befragten sind demnach „auf jeden Fall“ oder „eher“ für eine Geschwindigkeitsbegrenzung. 36 Prozent erklärten hingegen, dass sie „auf jeden Fall“ oder „eher“ gegen die Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen sind. „Hier hat es im Vergleich zur letzten Befragung einen spürbaren Zuwachs gegeben hin zu einer breiten und klaren Mehrheit für ein Tempolimit von 130 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen. Das wäre nicht nur gut fürs Klima, sondern würde auch für mehr Sicherheit auf den Autobahnen sorgen“, sagt Schulze.
Laut Schulze setzen die Ergebnisse der Umfrage Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) unter Zugzwang. Diese sollte stärker für ein Tempolimit werben, weil dies dem Wunsch der Mehrheit entspreche. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 km/h ist noch unklar. Eine Studie des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass ein Tempolimit hohe Mehrkosten für die deutsche Wirtschaft verursachen würde und aus Kosten-Nutzen-Sicht auch unter Beachtung der Klimaschutzgründe und der geringeren Anzahl Verkehrstoter kaum zu rechtfertigen sei.
Die Befragten erklärten außerdem mehrheitlich, dass mehr in den Ausbau des Radwegenetzes und einen günstigeren Personennahverkehr investiert werden sollte. „Den Menschen in Deutschland ist sehr bewusst, dass ambitionierter Umwelt- und Klimaschutz letztlich die eigenen Lebensgrundlagen erhält. Diese Dekade ist entscheidend dafür, ob es uns gelingt, die Weichen für eine nachhaltige Zukunft richtigzustellen. Wir sollten diese einmalige Gelegenheit, die sich jetzt bietet, nicht verstreichen lassen - zumal ein sozial-ökologischer Wandel nicht nur mehr Lebensqualität schafft, sondern auch die Wirtschaft belebt“, erklärt Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts.