Robert Klatt
Der Korrosionsschutz von Offshore-Windkraftanlagen setzt giftige Metalle wie Blei frei, die sich im Meerwasser und -boden absetzen. Auswirkungen auf die Meeresumwelt wurden bisher nicht beobachtet.
Hamburg (Deutschland). In der Ost- und Nordsee sind laut Daten des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) bereits über 1.500 Offshore-Windkraftanlagen in Betrieb. Eine Untersuchung des BSH und des Helmholtz-Zentrum Hereon zeigt nun, dass der Korrosionsschutz der Offshore-Windparks das Meerwasser und die Meeresböden mit Metallen belastet.
Wie die Wissenschaftler um Dr. Daniel Pröfrock anhand von Wasser- und Bodenproben, die in der Nähe der Windkraftanlagen in der Nordsee entnommen wurden, festgestellt haben, liegen die erhöhte Konzentrationen größtenteils innerhalb der bekannten Variabilität der Nordsee. Vereinzelt wurden aber auch deutlich erhöhte Konzentrationen von Aluminium, Zink, Indium und Gallium festgestellt. Im Sediment um die Offshore-Windkraftanlagen war zudem die Bleibelastung lokal erhöht.
Bisher konnten laut dem Bundesamt noch keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Meeresumwelt erkannt werden. Als Grund für die hohe Konzentration nennen die Forscher bestimmte Wetterlagen, die dazu führen, dass das Wasser in der Nähe der Windräder nur wenig durchmischt wird. Wieso die Bleikonzentration im Boden stark erhöht ist, konnte bisher nicht herausgefunden werden.
Die entdeckten Metalle stammen aus dem Korrosionsschutz der Offshore-Stahlkonstruktionen. Sie werden in den galvanischen Anoden, die auch als Opferanoden bezeichnet werden, weil sie sich langsam auflösen, verwendet. Normalerweise kommen Indium und Gallium im Meer kaum vor. In der Forschung werden sie deshalb als Tracer für Emissionen der Opferanoden verwendet. Jährlich gelangen zwischen 150 und 750 Kilogramm des Opferanoden pro Offshore-Windkraftanlage in das Wasser.
Die Wissenschaftler befürchteten, dass beim weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie die Emissionen aus dem Korrosionsschutz deutlich steigen. Sie empfehlen den Windparkbetreibern deshalb auf Fremdstrom-Anoden zu setzen, die deutlich geringere Stoffmengen an die Meeresumwelt emittieren.