D. Lenz
In einer abgelegenen Bergregion in den französischen Pyrenäen haben Forscher eine überraschend hohe Mikroplastik-Konzentration nachweisen können. Offenbar werden die kleinen Kunststoffpartikel auch über große Entfernungen mit der Luft transportiert.
Glasgow (Schottland). Erst letzte Woche haben italienische Forscher berichtet, dass sie an den erschlossenen und bei Touristen beliebten Gletschern so viel Mikroplastik nachweisen konnten, wie es bisher nur von Stränden oder dem Meeresboden bekannt ist. Die Forscher haben anhand einer genauen Analyse herausgefunden, dass sich in diesen Gletschergebieten alle möglichen Arten von Kunststoffen befinden, wie etwa Polyamid, Polypropylen, Polyester oder Polyethylen. Die Forscher vermuteten als Ursprung vor allem die Abfälle von Bergsteigern.
Überraschenderweise fanden nun Steve und Deonie Allen und ihre Kollegen ganz ähnliche Konzentrationen von Mikroplastik in den abgelegenen Regionen der französischen Pyrenäen. Wie die Forscher im Fachmagazin Nature Geoscience berichten, haben die sie die Ablagerungen von Mikroplastik in wenig besuchten Bergregionen untersucht und stießen dabei auf eine überraschend hohe Konzentration der Kunststoffe. Im Durchschnitt konnten sie täglich rund 400 Plastikpartikel pro Quadratmeter nachweisen.
Die Forscher vermuten, dass die kleinen Plastikteilchen vom Wind in die abgelegenen Gebiete geweht wurden. In Computersimulationen konnten sie nachweisen, dass Mikroplastik im Winter, der Jahreszeit als sie das Mikroplastik entdeckten und täglich neu nachweisen konnten, problemlos bis zu 95 Kilometer vom Wind transportiert werden kann. Demnach müssen die Quellen kleine Städte oder Dörfer sein, denn in diesem Umkreis befindet sich keine große Metropole. Stellt sich die Frage, welche Rolle der Transport von Mikroplastik in der Atmosphäre genau spielt.
Volker Matthias vom Helmholtz-Zentrum, der selbst nicht an der aktuellen Studie beteiligt war, findet die Entdeckung nicht überraschen: „Ich selbst halte es nicht für überraschend, dass auch verhältnismäßig große Mikroplastikpartikel über größere Distanzen transportiert werden können. Wenn die Partikel durch turbulente Luftbewegungen einmal in größere Höhen angehoben wurden, können sie – ganz gleich wie der Sahara- und Vulkanstaub – auch über größere Entfernungen transportiert werden.“
Die Forscher vermuten, dass der Anteil von Mikroplastik in den wärmeren Monaten sogar zunehmen wird und während dieser Zeit auch über größere Distanzen transportiert werden kann. Aus diesem Grund sollen zukünftige Studien über einen wesentlich längeren Beobachtungszeitraum laufen. Nur so lässt sich ein genaues Bild vom tatsächlichen Ausmaß des Transports des Mikroplastiks durch den Wind machen.