Robert Klatt
Ein mittelgroßer Hund erzeugt während seines Lebens so viel CO2 wie 72.800 Auto-Kilometer.
Berlin (Deutschland). Wissenschaftler der University of California haben laut einer im Fachmagazin PLOS ONE erschienenen Studie bereits 2017 ermittelt, das alle Katzen und Hunde gemeinsam pro Jahr 64 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursachen. Ein Großteil davon entfällt auf die Nahrung, die extra produziert, verpackt und transportiert werden muss. Nun haben Forscher der Technischen Universität Berlin um Kim Yavor die Ökobilanz eines mittelgroßen Hundes detailliert aufgeschlüsselt.
Neben den Ressourcen, die im gesamten Herstellungs- und Lieferprozess des Futters anfallen berücksichtigten die Wissenschaftler laut ihre im wissenschaftlichen Journal Sustainability publizierten Studie auch die ökologischen Kosten von Urin und Kot, die sowohl direkt in der Umwelt als auch indirekt zum Beispiel als zusätzlicher Müll in Form von Plastiktüten anfallen. Als Berechnungsbasis nutzten die Studienautoren einen 15 Kilogramm schweren Hund, der 13 Jahre alt wird.
Co-Autor Matthias Finkbeiner erklärt, dass die Wissenschaftler „da es keine Stoffdaten zum Hundekot gab, entsprechende Analysen in Auftrag geben mussten, um die ausgeschiedenen Mengen an Phosphor, Stickstoff und Schwermetallen zu ermitteln.“ Laut Finkbeiner „haben Phosphor und Stickstoff erheblichen Einfluss auf die unerwünschte Nährstoffzunahme in den Gewässern, die Schwermetalle auf die Vergiftung des Bodens.“
Die Modellrechnung kam zu dem Ergebnis, dass ein in Deutschland durchschnittlicher Haushund während seines Lebens 8,2 Tonnen CO2-Emissionen erzeugt. Wie Yavor erklärt, „entspricht das dem Treibhausgas-Ausstoß von 72.800 mit einem Auto gefahrenen Kilometern oder den Emissionen, die bei 13 Hin- und Rückflügen von Berlin nach Barcelona freigesetzt werden.“
Jährlich wird durch die Haltung eines Hundes im Mittel also 630 Kilogramm CO2 freigesetzt. Finkbeiner erklärt, dass „wenn man diese 630 Kilogramm CO2 ins Verhältnis zu den zwei Tonnen, die laut Weltklimarat IPCC jeder Mensch pro Jahr ohne größere Klimafolgen emittieren kann, dann muss sich jeder Hundebesitzer vor Augen führen, dass nahezu ein Drittel seines CO2-Budgets bereits vom Hund verbraucht wird.“
Den größten Anteil an den CO2-Emissionen macht das Hundefutter aus, das aufgrund des hohen Fleischanteils zu den für die Umwelt und das Klima besonders „teuren“ Nahrungsmitteln zählt. Während eines Hundelebens isst der Modellhund der Studie 4.500 Kilogramm davon, die 90 Prozent der Umweltbelastung ausmachen.
Finkbeiner sagt, dass „wenn die industrielle Fleischproduktion am Pranger steht, dann muss auch zur Kenntnis genommen werden, dass genau mit diesem industriell hergestellten Fleisch eines der liebsten Haustiere der Deutschen gefüttert wird.“ Laut ihm „kommt das Fleisch für die Hundefutterproduktion wohl weder vom Biohof in der Uckermark noch von den bayerischen Almwiese, sondern stammt aus der Massentierhaltung mit den bekannten sozialen und ökologischen Auswirkungen.“
Auch die 2.000 Liter Urin und 1.000 Kilogramm Kot, die ein mittelgroßer Hund während seines Lebens ausscheidet, haben laut den Studienergebnissen signifikanten Einfluss auf die Umwelt. Neben der Überdüngung der Gewässer, die bereits zu Todeszonen in der Ostsee geführt haben, besitzen die Hundeausscheidungen auch eine direkte Giftwirkung für manche Wasserorganismen.
Yavor erklärt dazu, dass „die von einem Hund verursachte Überdüngung derjenigen entspricht, bei der Produktion von 21.900 Litern Bier entsteht und dass die Ökotoxizität für Gewässer übertrifft, die eines mit Glyphosat behandelten Ackers von 6,5 Hektar Größe übertrifft.“
Überraschenderweise sind Plastikbeutel trotz des zusätzlichen Mülls deshalb der Entsorgung von Hundekot in der Natur vorzuziehen. Laut Yavor „ist die zusätzliche Umweltbelastung, die durch die Herstellung des Plastiksäckchens für den Kot entsteht, deutlich geringer als der Schaden, der entsteht, wenn der Kot direkt in die Umwelt eingetragen wird.“
Die Wissenschaftler konstatieren, dass „ihre Studie der erste Versuch ist, die mit der Haltung eines Hundes verknüpften Umwelteinflüsse umfassend zu analysieren.“ Dabei haben sie festgestellt, dass „ein Haushund einen durchaus signifikanten ökologischen Fußabdruck erzeugen kann.“ Hundehalter sollten deshalb ähnlich wie Autokäufer ein kleineres „Modell“ wählen, um die Umwelt zu schonen.
PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0181301
Sustainability, doi: 10.3390/su12083394