Robert Klatt
Privatjets verursachen immer höhere CO₂-Emissionen und werden dadurch relevanter für den Klimawandel. Ein Großteil der Flüge entfällt auf vermeidbare Strecken von unter 500 Kilometer. Auch sehr kurze Flügen unter 50 Kilometer sind keine Seltenheit.
Kalmar (Schweden). Eine Studie von Oxfam hat kürzlich gezeigt, dass die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung etwa die Hälfte der globalen CO₂-Emissionen verursachen. Die 50 reichsten Milliardäre emittieren durch ihren Lebensstil und ihre Investitionen in 90 Minuten so viel CO₂ wie ein Durchschnittsmensch in seinem gesamten Leben. Forscher der Linnaeus University (LNU) haben nun untersucht, wie sich die CO₂-Emissionen von Privatjets in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Communications Earth & Environment nutzt nur lediglich ein kleiner Anteil der Weltbevölkerung Privatjets (0,003 %). Im Zeitraum zwischen 2019 und 2023 haben die CO₂-Emissionen der privaten Flugzeuge trotzdem signifikant zugenommen (46 %) und sind somit immer relevanter für den Klimawandel. 2023 haben Privatjets rund 15,6 Megatonnen CO₂-Emissionen verursacht. Dies entspricht einem Anteil von 1,8 Prozent am kommerziellen Flugverkehr.
Die Studie passiert auf Flugdaten von sogenannten Transpondern, die in Privatjets und anderen Flugzeugen vorhanden sind, um diese zu identifizieren und um Kollisionen in der Luft zu verhindern. Im Studienzeitraum wurden insgesamt 18.655.789 Privatflüge erfasst, die mit 25.993 registrierten Privatflugzeugen stattgefunden haben. Kleinstflugzeuge wurden in der Studie nicht berücksichtigt. Die Daten zeigen, dass etwa die Hälfte der globalen Flüge mit Privatjets Kurzstrecken von unter 500 Kilometern waren. Laut den Forschern hätten sie deshalb einfach vermieden werden können.
„In vielen Fällen scheint die private Luftfahrt das Auto aus Zeitgründen oder aus Bequemlichkeit zu ersetzen, wie der Anteil von 4,7 Prozent an sehr kurzen Flügen unter 50 Kilometer zeigt.“
Um die CO₂-Emissionen der Privatjets zu berechnen, haben die Forscher die Herstellerangaben zum Treibstoffverbrauch der jeweiligen Flugzeuge mit ihrer Flugdauer und Flugroute verknüpft. Sie konnten so ermitteln, dass die Emissionen der Privatjets in nur vier Jahren um 46 Prozent zugenommen haben. Angesichts dieser Entwicklung befürchten die Wissenschaftler, dass die Emissionen der privaten Luftfahrt in den kommenden Jahren noch weiter steigen werden.
„Die Studie zeigt, dass die große Mehrheit der Privatflüge in den USA und in Europa stattfinden. Wenn nun insbesondere China und Indien wohlhabender werden, ist zu erwarten, dass die Anzahl der globalen Privatflüge stark wachsen wird. Auch im deutschsprachigen Raum kann von einem Anstieg ausgegangen werden – denn auch hier wächst die Anzahl sehr reicher Leute.“
Die Wissenschaftler fordern deshalb eine strengere staatliche Regulierung von Privatjets, weil nicht zu erwarten ist, dass die Reichen ihre Privatjetnutzung freiwillig reduzieren.
„Die Reichen existieren außerhalb jeder Klimamoral, das legt zumindest die Emissionsstatistik nahe. Wir brauchen daher eine Politik, die entsprechende Rahmenbedingungen schafft. Wenn ganz oben reguliert wird, dann wird auch für den gemeinen Bürger Klimapolitik viel akzeptabler. Das gilt aber eben auch im Umkehrschluss: Wenn die Reichen emittieren können, wie sie wollen, dann wird es Widerstände gegen Klimapolitik bei den Bürgern geben, die viel weniger emittieren.“
Communications Earth & Environment, doi: 10.1038/s43247-024-01775-z