Robert Klatt
Ein Stadtbewohner erzeugt im Mittel 3,2 kg Kohlendioxid (CO2) pro Tag weniger, wenn er sich per Fahrrad statt Auto fortbewegt.
Oxford (England). Die These, dass eine Fortbewegung per Fahrrad oder zu Fuß statt per Kraftfahrzeug zu weniger CO2-Emissionen führt, ist in der Forschung nicht neu. Besonders in Städten sollen deshalb Maßnahmen wie eine Citymaut oder eine gesetzliche Beschränkung der privaten Autofahrten den Autoverkehr und damit auch die Treibhausgasemissionen einschränken.
Wie viel CO2 ein Wechsel vom Auto zum Fahrrad bei Stadtbewohnern tatsächlich einsparen würde, hat nun ein internationales Team aus Wissenschaftlern unter Leitung von Christian Brand unter Berücksichtigung diverser Faktoren errechnet. Die im Fachmagazin Science Direct publizierte Studie nutzt dazu Daten des Physical Activity through Sustainable Transportation Approaches (PASTA) sowie eine Umfrage von 3.800 Bewohnern der Städte Barcelona, Antwerpen, London, Örebro, Rom, Wien und Zürich.
In ihrer Publikation erklären die Wissenschaftler, dass ihr Ansatz die Auswirkung von Fortbewegungsarten besser erfasst als bisherige Studien. Wichtig ist dabei vor allem, die Zusammensetzung und Verteilung von Emissionen nach Verkehrsträgern vergleichend zu analysieren. Der Ansatz benötigt also detaillierte Informationen dazu, wie weit, womit, wann und warum sich Menschen fortbewegen.
Außerdem merken die Studienautoren an, dass sich bisherige Analysen häufig auf eine potenzielle Emissionsminderung unter Berücksichtigung hypothetischer Risikominderungsszenarien konzentrieren. Empirische Beweise fehlen demnach oft. Problematisch an der bisherigen Forschung in diesem Bereich ist überdies, dass meist nur einzelne Städte betrachtet werden. Die nun publizierte Studie untersucht deshalb sieben europäische Städte, deren Verkehrssystem sich deutlich voneinander unterscheidet.
Zusätzlich haben die Wissenschaftler nicht nur auf die CO2-Emissionen der Endnutzung betrachtet, sondern auch die Emissionen der Herstellung, Wartung und Entsorgung von Autos, Fahrrädern und E-Bikes in ihre Studie einbezogen.
Laut der Umfrage werden derzeit die meisten Wege bis zu 2 km per Fuß absolviert. Längere Wege bis maximal 10 Kilometer, die oft problemlos mit einem Fahrrad zu schaffen wären, werden hingegen in der Regel mit dem Auto zurückgelegt. Dies besonders wegen der „Kaltstarts“ der kurzen Fahrten, die stärker zu den Emissionen beitragen, problematisch.
Unter Berücksichtigung aller Faktoren kommt die Modellrechnung zu dem Ergebnis, dass ein durchschnittlicher Stadtbewohner pro Tag 3,2 kg CO2 einspart, wenn es sich per Fahrrad statt Auto fortbewegt. Jede zusätzliche Radfahrt verringert demnach die CO2-Emissionen um 14 Prozent, jede vermiedene Autofahrt spart sogar 62 Prozent CO2-Emissionen.
Science Direct, doi: 10.1016/j.trd.2021.102764