Robert Klatt
Der wohlhabende Teil der Weltbevölkerung verursacht unverhältnismäßig hohe Pro-Kopf-Emissionen. Die reichsten zehn Prozent, also auch nahezu alle Deutschen, überschreiten die zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels notwendige Grenze laut einer Prognose 2030 um das Neunfache.
New York (U.S.A.). Eine Studie der Hilfsorganisation Oxfam auf Basis von Daten des Stockholmer-Umweltinstituts (SEI) und des Instituts für Europäische Umweltpolitik (IEEP) zeigt, dass der Lebensstil vieler Reicher deutlich höhere klimaschädliche Emissionen verursacht als der Rest der Menschen. Die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung werden hingegen auch 2030 noch deutlich unterhalb der Grenze liegen, die zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels bei der Erderwärmung nicht überschritten werden darf.
Laut der Prognose überschreiten die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung diesen Wert 2030 um das Neunfache. Das reichste Prozent wird die Grenze sogar um das 30-fache überschreiten und damit 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verursachen. „Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas“, kommentiert die Oxfam-Klimaexpertin Nafkote Dabi die Situation.
„Mit einem einzigen Weltraumflug verursacht ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringt. Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas. Dies hat katastrophale Folgen für Millionen Menschen, die bereits jetzt mit tödlichen Stürmen, Hunger und Not konfrontiert sind“, erklärt Dabi.
Laut Studienautoren Tim Gore vom IEEP sollten die Maßnahmen zum Klimaschutz sich deshalb vor allem auf die Reichen konzentrieren. „Die Klima- und die Ungleichheitskrise sollten gemeinsam angegangen werden. Dazu gehören sowohl Maßnahmen zur Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie Megajachten, Privatjets und private Raumfahrt, als auch zur Begrenzung klimaintensiver Investitionen wie Aktienbesitz in der fossilen Brennstoffindustrie“, erklärt der Wissenschaftler.