Robert Klatt
Eine neue Beobachtungsmethode hat offenbart, dass das Waldsterben in Deutschland deutlich schlimmer ist als bisher angenommen wurde. Von Anfang 2018 bis Anfang 2021 ist die Waldfläche um etwa 501.000 Hektar (5 %) zurückgegangen.
Köln (Deutschland). Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben anhand von Satellitendaten ermittelt, dass allein zwischen Anfang 2018 bis Anfang 2021 die Waldfläche in Deutschland um etwa 501.000 Hektar (5 %) zurückgegangen ist. Das Waldsterben in Deutschland ist demnach deutlich größer, als die Wissenschaft bisher angenommen hat.
Verantwortlich für die deutlichen Baumverluste sind laut den Wissenschaftlern hauptsächlich der Wassermangel und die Hitzewellen der letzten Jahre. Zudem hat das Wetter einen Befall der Bäume durch Schädlinge begünstigt. Die Baumverluste entstanden also durch eine Kombination aus abgestorbenen Bäumen und Bäume, die in Notfällungen beseitigt werden mussten.
Laut den Forschern könnte ihre Auswertungsmethode in Zukunft monatlich aktuelle Informationen zum Baumbestand liefern. Dies soll primär regionale Behörden helfen, die diese Daten nicht mit derselben Genauigkeit erfassen können.
Analysiert wurde das Waldsterben mithilfe von Daten der Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-2 der ESA und Landsat-8 der NASA. Dank der hohen Auflösung und Beobachtungsfrequenz der Satelliten, ist eine großflächige und vollautomatisch Ermittlung der Baumbestände möglich. Es ist so nicht nur möglich, große Schäden zu entdecken, sondern auch kleinräumigere Verluste zu erkennen. Diese werden mit den aktuellen Methoden meist nicht vollständig erkannt.
Laut dem Team vom Earth Observation Center (EOC) des DLR hat primär die Mitte Deutschlands Wald verloren. Am stärksten sind die dortigen Nadelwälder betroffen. In einigen Landkreisen gingen in weniger als drei Jahren die Fichtenwälder um zwei Drittel (66 %) zurück. Dies liegt daran, dass Nadelbäume sich deutlich schlechter von Schädlingsbefall erholen können als Laubbäume. „Die Schäden der letzten wenigen Jahre sind beispiellos“, erklärt Frank Thonfeld.
Zudem demonstriert die aktuelle Analyse laut den Wissenschaftlern das hohe Potenzial von Erdbeobachtungssatelliten. Derzeit wird dies laut ihnen von Behörden „noch nicht voll ausgeschöpft“. Obwohl der Zustand der deutschen Wälder seit Mitte der 1980er-Jahre von großem Interesse ist, erstellt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seinen jährlichen Waldzustandsbericht auf Stichprobendaten fester Beobachtungsflächen. Die Methode des DLR ist deutlich umfangreicher und liefert zeitnah Ergebnisse.