Neue Ökosysteme

Schiffswracks schützen Fische

Robert Klatt

Grundschleppnetzfischerei in der Nordsee )kcotS ebodArengaW-rerheoK okieH(Foto: © 

Die Grundschleppnetzfischerei schadet den marinen Ökosystemen stark. Schiffswracks bilden einen Schutzraum, der vielen Arten als sichere Heimat dient.

Plymouth (England). Die Grundschleppnetzfischerei nutzt mit Gewichten beschwerte Netze, die über den Meeresboden gezogen werden, um bodennah lebende Tiere wie Garnelen und Schollen zu fangen. In der Biologie ist die Methode umstritten, weil sie Schäden am Meeresboden verursacht und große Mengen an Beifang, darunter etwa Seesterne und Krebse, produziert.

Fischer, die die Grundschleppnetzfischerei nutzen, meiden Gebiete, in denen sich ihre Netze verfangen könnten. Neben natürlichen Riffen können auch Schiffswracks die Netze beschädigen. Allein um die Küsten der Britischen Inseln befinden sich laut Schätzungen rund 50.000 davon. Forscher der University of Plymouth um Jenny Hickman haben nun untersucht, ob und wie sich die Wracks auf die marinen Ökosystem auswirken.

Ökosystem um Schiffswracks untersucht

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Marine Ecology haben sie dazu exemplarisch fünf Wracks vor der Küste von Berwickshire untersucht, die sich dort seit dem Ende des 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts befinden. Die Wracks sind auf offiziellen Karten enthalten und werden deshalb von den lokalen Fischern umfahren.

Die Untersuchung der dort lebenden Arten zeigt, dass die Schiffswracks in den stark befischten Gewässer des Nordatlantiks und der Nordsee einen Schutzraum für Fische und andere Lebewesen bilden. In ihrem Umfeld ist die Anzahl der Tiere und Arten deutlich größer (240 %) als in Gebieten, bei denen es regelmäßig zur Grundschleppnetzfischerei kommt.

„Der industrielle Einsatz von Grundschleppnetzen ist seit dem 19. Jahrhundert üblich und hat die Meeresgemeinschaften und Leistungen des Ökosystems erheblich verändert. Außerhalb gesetzlicher Schutzzonen werden nur Gebiete bewahrt, die für Trawler unzugänglich sind, etwa Wracks. Da viele von ihnen seit mehr als 100 Jahren an Ort und Stelle sind, bieten sie einen Anhaltspunkt für das ökologische Potenzial, wenn der Schleppnetzdruck verringert oder beseitigt wird.“

Erholung des Lebens möglich

Laut der Studie erstreckt sich die Auswirkungen der Schiffswracks weit über ihren unmittelbaren Standort hinaus. In angrenzenden Gebieten, in denen keine Grundschleppnetzfischerei stattfindet, lag die Vielfalt und Dichte der Meeresfauna um bis 340 Prozent höher als in Gebieten mit Trawling. Dies zeigt laut den Forschern, dass eine Regeneration des maritimen Ökosystems bei einem Stopp dieser Fischereimethode möglich wäre.

Marine Ecology, doi: 10.1111/maec.12782

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