Robert Klatt
Die Schneemenge in den Alpen ist seit 1920 um mehr als ein Drittel gesunken. In einigen Regionen hat der Klimawandel den Schnee bereits halbiert.
Bozen (Italien). Wissenschaftler der Universität Grenoble haben bereits 2023 eine Studie publiziert, laut der der Klimawandel viele Skigebiete in Europa gefährdet. Bei der aktuellen Entwicklung werden demnach kaum noch Regionen ohne künstliche Beschneiung auskommen. Nun haben Forscher von Eurac Research die Schnellfälle von 46 Orten in den Alpen detailliert untersucht und entdeckt, dass die Schneefälle zwischen 1920 und 2020 um mehr als ein Drittel gefallen sind. Am größten war die Abnahme der Schneemenge in den 1980er-Jahren, einem Jahrzehnt, indem auch die Temperaturen deutlich angestiegen sind.
„Die Entwicklung des Neuschneefalls in den Alpen ist stark negativ, wir können von einem Gesamtrückgang von 34 Prozent sprechen.“
Laut der Publikation im International Journal of Climatology haben die Wissenschaftler um den Umweltmeteorologen Michele Bozzoli für ihre Studie Daten von modernen Wetterstationen und alten Registern, in denen Beobachter die Schneemengen manuell aufgezeichnet haben, analysiert.
Die Daten zeigen, dass die Schneemengen in den Alpen besonders unterhalb einer Höhe von 2.000 Metern und in südlichen Teilen des Gebirges, also in Slowenien, Italien und Teilen der österreichischen Alpen, zurückgegangen sind. Am stärksten ist die Schneemenge im südwestlichen Teil der Alpen gesunken (- 50 %), während der Rückgang in den nördlichen Alpen, in der Schweiz und Nordtirol unter dem Durchschnitt lag (- 23 %). Im Mittel ist die Schneemenge in den Alpen um 34 Prozent gesunken.
Laut den Wissenschaftlern ist die Schneemenge in den Alpen nicht aufgrund zu geringer Niederschläge abgenommen. Die Aufzeichnungen zeigen, dass die Regenmengen in den Wintermonaten sogar gestiegen sind. In den tieferen Lagen fällt jedoch aufgrund der durch den Klimawandel gestiegenen Temperaturen immer öfter Regen anstatt Schnee. In Teilen der Alpen, vor allem in den südwestlichen und südöstlichen Gebieten, sind die Temperaturen bereits so stark gestiegen, dass auch in höheren Lagen über 2.000 Metern immer öfter Regen statt Schnee fällt. Diese Entwicklung beeinflusst nicht nur den Wintersport, sondern auch die Wasserversorgung in den Gebieten rund um die Alpen.
„Der Schnee ist essenziell für die Wasserverfügbarkeit. Ohne das Schmelzwasser im Frühling können die Wasserreserven nicht aufgefüllt werden. Schnee schützt auch Gletscher und Böden vor Schmelze und Verdunstung.“
Angesichts der anhaltenden Entwicklung und der sehr wahrscheinlich weiter fallenden Schneemengen muss die Politik deshalb reagieren und neue Pläne für die Wasserverfügbarkeit erarbeiten.
International Journal of Climatology, doi: 10.1002/joc.8597