Robert Klatt
Ein sofortiger Stopp aller klimarelevanten menschengemachten Emissionen würde die Erderwärmung kurzfristig beschleunigen. Mittel- und langfristig würde die Temperatur aber sinken.
Seattle (U.S.A.). Wissenschaftler der University of Washington (UW) haben anhand einer Simulationsstudie untersucht, welche Auswirkungen es auf den Klimawandel und die Erderwärmung hätte, wenn die Menschheit keinerlei Treibhausgase mehr emittiert. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Climate Change verwendeten sie dazu das Computermodell „FaIR“. Sie konnten so Zeitreihen von 39 Gasen und kurzlebigen Klimawandeltreibern abbilden.
Die Forscher um Michelle Dvorak erklären, dass sie zwei Kernaspekte des Klimawandels separat untersuchten:
Laut den Ergebnissen der Simulation wird das Pariser Klimaziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 42 Prozent nicht erreicht, wenn alle menschengemachten Emissionen sofort gestoppt würden. Werden die klimarelevanten menschengemachten Emissionen erst 2029 gestoppt, wird das Pariser Klimaziel, also die Erderwärmung um maximal 1,5 Grad Celsius, mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent nicht erreicht.
Ein sofortiger Emissionsstopp würde die Erderwärmung kurzfristig beschleunigen. „Troposphärische Aerosole, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Verbrennung von Biomasse entstehen, haben eine atmosphärische Lebensdauer von Tagen bis Wochen und üben derzeit einen starken Netto-Kühleffekt auf das Klima aus“, erklären die Autoren.
Dies liegt daran, dass die Aerosole aus der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas einen Teil des Sonnenlichts reflektieren und dadurch die Erderwärmung begrenzen. Sind diese Aerosole in der Atmosphäre nicht mehr vorhanden, fehlt der Kühlungseffekt. Mittel- und langfristig würde die Temperatur auch beim Fehler der Aerosole durch die Verringerung der Treibhausgase jedoch sinken.
Nature Climate Change, doi: 10.1038/s41558-022-01372-y