Zusätze als Gesundheitsrisiko

Toilettenpapier enthält ewige Chemikalien

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS), auch bekannt als ewige Chemikalien, werden in der Natur nur extrem langsam abgebaut
  • Nun wurde entdeckt, dass ein großer Teil der PFAS aus Zusatzstoffen von Toilettenpapier stammt und über das Abwasser in die Natur gelangt
  • Deutschland und weitere Länder möchten die gesundheitsschädlichen Chemikalien in der EU verbieten

Zusätze im Toilettenpapier enthalten ewige Chemikalien. Diese gelangen über das Abwasser in die Umwelt und können der Gesundheit des Menschen schaden.

Gainesville (U.S.A.). Per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) werden in der Umwelt extrem langsam abgebaut. Unterschiedliche Studien lieferten überdies Hinweise darauf, dass die Moleküle sich negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirken und beispielsweise zu Entwicklungsverzögerungen bei Kindern führen und die Fruchtbarkeit reduzieren. Bisher können die auch als ewige Chemikalien bezeichneten Moleküle auch mit technischen Methoden kaum beseitigt werden. Forscher der United States Environmental Protection Agency (EPA) zeigten jedoch kürzlich erste Ansätze, mit denen ewige Chemikalien zerstört werden können.

Nun haben Wissenschaftler der University of Florida entdeckt, dass auch gewöhnliches Toilettenpapier die problematischen ewigen Chemikalien enthält. Laut ihrer Publikation in den Environmental Science & Technology Letters haben Analysen von Toilettenpapier in Amerika, Afrika und Westeuropa ergeben, dass diese vielfach disubstituierte Polyfluoralkylphosphate (diPAP) enthalten. Diese Stoffe gehören zur Gruppe der PFAS.

Umwandlung zu anderen ewigen Chemikalien

Die im Toilettenpapier entdeckten diPAP können zu anderen ewigen Chemikalien umgewandelt werden, die als karzinogen (krebserregend) gelten. Zudem sehen die Forscher in Toilettenpapier eine „potenziell bedeutende Quelle“ für die Einbringung der Chemikalien in die Umwelt. Dies liegt daran, dass die Chemikalien sich im Abwasser und Klärschlamm anreichern und dass diese wiederum für die Bewässerung und die Landausbringung verwendet werden.

Es wurde bereits zuvor belegt, dass über diese Wege PFAS in die Natur gelangen. Bereits das Vorhandensein von geringen Mengen der ewigen Chemikalien in Toilettenpapier ist laut den Autoren deshalb potenziell bedeutsam.

Zusatzstoffe im Produktionsprozess

Laut der Studie enthält Toilettenpapier PFAS, weil viele Papierhersteller bei der Umwandlung von Holz in Zellstoff diese Chemikalien verwenden. Auch recyceltes Toilettenpapier kann ewige Chemikalien enthalten, wenn es aus Fasern besteht, bei deren ursprünglicher Produktion ewige Chemikalien verwendet wurden.

Hoher Anteil an diPAP im Abwasser

Die Ergebnisse der Toilettenpapieranalysen kombinierten die Forscher mit dem Pro-Kopf-Toilettenpapierverbrauch und dem PFAS-Gehalt im Abwasser. Sie konnten so ermitteln, dass die ewigen Chemikalien im Toilettenpapier in den U.S.A. und in Kanada für vier Prozent, in Schweden für 35 Prozent und in Frankreich für 89 Prozent der diPAP im Abwasser verantwortlich sind. Der prozentual kleine Anteil in Kanada und den U.S.A. geht laut der Studie darauf zurück, dass dort andere Produkte wie Lebensmittelverpackungen, Textilien und Kosmetika mehr PFAS ins Abwasser einbringen als in Europa.

Deutschland möchte Verbot der ewigen Chemikalien

Deutschland, Dänemark, Norwegen, die Niederlande und Schweden verlangen ein Verbot der ewigen Chemikalien. Offiziell eingereicht haben die Länder diesen Wunsch bei der EU-Chemikalienagentur ECHA im Januar 2023. Bevor es zu einem Verbot kommen kann, muss die EU-Kommission aber noch eine Regelung ausarbeiten und den Mitgliedstaaten vorschlagen, Realistisch ist ein Verbot deshalb frühstens in drei Jahren.

Environmental Science & Technology Letters, doi: 10.1021/acs.estlett.3c00094

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