Robert Klatt
Hundekot und -urin bringen zusätzliche Nährstoffe in Naturschutzgebiete ein. Dies belastet die oft schon überdüngten Gebiete zusätzlich und beeinflusst dadurch die Artenzusammensetzung.
Gent (Belgien). Stickstoffverbindungen aus der Landwirtschaft und dem Verkehr gelangen über das Wasser und die Luft in die Umwelt. Dies hat besonders in den Industrieländern zu einer starken Überdüngung der Ökosysteme geführt. Arten, die sich an die ehemals nährstoffarmen Lebensbedingungen angepasst haben, werden dadurch zunehmend verdrängt. Wissenschaftler der Universität Gent haben nun ermittelt, dass auch die Ausscheidungsprodukte von Hunden die Eutrophierung in Naturschutzgebieten beschleunigen.
Wie das Team um Pieter De Frenne im Fachmagazin Ecological Solutions and Evidence publiziert hat, gelangen in den Reservaten rund um Gent pro Hektar elf Kilogramm Stickstoff und fünf Kilogramm an Phosphaten über Ausscheidungen von Hunden in die Natur. Dies sind laut den Wissenschaftlern „substanzielle Mengen“, die in den Biotopen die Nährstoffproblematik verschärfen und somit die Artenzusammensetzung beeinflussen. „Wir waren überrascht, wie stark Hunde zur Überdüngung beitragen können“, so De Fenne. Über die Landwirtschaft und den Verkehr gelangen in Europa pro Hektar je nach Region zwischen fünf und 25 Kilogramm Stickstoff in die Natur.
Als Datenbasis für ihre Studie zählten die Forscher die Anzahl der Hunde in vier Naturschutzgebieten über 18 Monate. Sie konnten so ableiten, wie viele Hunde pro Hektar in den Gebieten unterwegs sind und viele Ausscheidungsprodukte sie dort zurücklassen. Dies setzten sie in Bezug zum Nährstoffgehalt von Hundekot und -urin, der bereits aus anderen Studien bekannt war.
Um die Genauigkeit zu erhöhen, wurden weitere Faktoren berücksichtigt. Bei Hunden, die an der Leine liefen, reduzierten sie etwa den Nährstoffeintrag in der Fläche und konzentrierten diesen stattdessen entlang der Wege. Hier wurden pro Hektar bis zu 175 Kilogramm Stickstoff und 73 Kilogramm Phosphorverbindungen in die Umwelt abgegeben. Sammelten Halter den Kot ihrer Tiere ein, reduzierte das den Eintrag an Stickstoff (- 56 %) und Phosphorverbindungen (- 97 %) deutlich.
Laut den Autoren ist die zusätzliche Überdüngung durch Hunde problematisch. „In vielen Naturschutzgebieten ist die Bewirtschaftung speziell auf die Senkung des Nährstoffgehalts im Boden ausgerichtet, um die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren zu fördern. Dies kann durch Methoden wie Mähen und Heuabfuhr erreicht werden. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der derzeit nicht berücksichtigte Eintrag durch Hunde in Naturschutzgebieten diese Wiederherstellungsziele verzögern könnte“, erklärt De Frenne.
Die Wissenschaftler fordern deshalb, dass die Gebietsbetreuer in nährstoffarmen Ökosystemen die Hundebesitzer auf die negativen Folgen ihrer Tiere hinweisen sollten. Überdies fordern sie eine strengere Durchsetzung der Leinenpflicht.
Ecological Solutions and Evidence, doi: 10.1002/2688-8319.12128