The Line

Verkehrswende – Saudi-Arabien baut autofreie Stadt

Robert Klatt

The Line )moeN(Foto: © 

Saudi-Arabien beginnt in Kürze mit dem Bau der Stadt "The Line", die ohne Autostraßen auskommt und keine Kohlendioxidemissionen verursachen soll.

Riad (Saudi-Arabien). In vielen Großstädten verursacht der seit Jahren zunehmende Individualverkehr immer mehr Stau. Bekämpfen könnte man dies laut einer Studie aus Deutschland mit höheren Parkgebühren und einer Citymaut, die den Innenstadtverkehr gemeinsam um etwa ein Viertel reduzieren würden.

Ein nun vorgestelltes Projekt aus Saudi-Arabien zeigt, dass die Verkehrswende auch auf eine deutlich andere Art angegangen werden kann. Wie der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in einer Pressemitteilung  ankündigt, plant der absolut monarchisch regierte Golfstaat die lange und schmale Stadt „The Line“.

Wohnraum für eine Million Menschen

Das Ziel des Projekts ist es „das Konzept einer konventionellen Stadt in das einer futuristischen Stadt“ umzuwandeln. „The Line“ ist deshalb ohne herkömmliche Autostraßen geplant und soll keinerlei Kohlendioxidemissionen verursachen. Vorgesehen ist eine170 Kilometer lange Stadt, in der etwa eine Million Menschen leben können.

Wichtige Einrichtungen des Alltags wie Geschäfte, Schulen und Arztpraxen sollen in „The Line“ dank des fußgängerfreundlichen Konzepts innerhalb von fünf Minuten erreicht werden können. Für längere Wege ist ein komplexer öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) vorgesehen, mit dem alle Punkte der Stadt in maximal 20 Minuten erreicht werden können.

Der lange und schmale Grundriss der Stadt bietet dabei einen enormen Vorteil, weil Bewohner mit Ultra-Hochgeschwindigkeitsverkehrsmitteln befördert werden können. Diese sollen ausschließlich im Untergrund fahren, damit die oberirdische Infrastruktur den Fußgängern zur Verfügung steht.

Hyperloop als Transportmittel

In der Pressemitteilung wird zwar nicht konkret genannt, welches Hochgeschwindigkeitsverkehrsmittel die Bewohner transportieren soll, realistisch ist aber der Einsatz eines Hyperloop des US-Unternehmens Virgin Hyperloop One. Dieses hat bereits 2019 angekündigt in Saudi-Arabien eine Teststrecke für das Verkehrssystem zu bauen. Errichtet werden soll diese aber in der ebenfalls neugeplanten Stadt „King Abdullah Economic City“.

Entwicklungsprojekt Vision 2030

Die Städte „The Line“ und „King Abdullah Economic City“ gehören zum Entwicklungsprojekts Vision 2030, das Saudi-Arabien unabhängig vom Ölexport machen soll. Dazu wird unter Leitung des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der faktisch das Land führt, die Wirtschaft umfassend umgebaut.

Investiert werden soll in das Projekt Neom, zu dem auch die Stadt „The Line“ gehört, 500 Milliarden US-Dollar. Laut offiziellen Angaben beginnt der Bau der Stadt bereits im ersten Quartal 2021. Politisch ist das Projekt umstritten, weil unter anderem laut eines Artikels er britischen Tageszeitung The Guardian im Baugebiet der Stadt im Nordwesten des Landes an der Grenze zu Ägypten und Jordanien zahlreiche Bewohner vertrieben und verhaftet wurden.

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