Klimawandel

Verlangsamte Ozeanströmung könnte Erwärmung der Arktis bremsen

Robert Klatt

Meeresströmung in der Arktis )kcotS ebodAeixiR(Foto: © 

Die Arktis erwärmt sich drei- bis viermal schneller als der Durchschnitt der Erde. Simulationen zeigen nun, dass die Verlangsamung der Nordatlantische Umwälzbewegung (AMOC) diesen Prozess bremsen könnte.

Riverside (U.S.A.). Die Arktis erwärmt sich drei- bis viermal schneller als der globale Durchschnitt. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird die Temperatur voraussichtlich um zehn Grad Celsius steigen. Die Wissenschaft warnt deshalb seit längerem, dass die starke Erwärmung der Arktis verheerende Folgen für die gesamte Erde haben könnte, darunter eine Zunahme extremer Wetterereignisse und eine Kältewelle in Nordeuropa.

Forscher der University of California, Riverside (UCR) haben nun eine Studie publiziert, laut der die Verlangsamung der Nordatlantische Umwälzbewegung (AMOC), die Meeresströmung, die das warme Wasser aus den Tropen in den Norden transportiert, die Erwärmung der Arktis bremsen könnte.

„Der AMOC ist ein entscheidender Bestandteil unseres Klimasystems, da er Wärme weltweit verteilt. Wir haben festgestellt, dass seine Abschwächung die Wärmemenge verringert, die die Arktis erreicht, was das Tempo der Erwärmung verlangsamt.“

Simulation der klimatischen Auswirkungen

Laut den Wissenschaftler sind die Auswirkungen des AMOC auf das Klimasystem der Erde und den Klimawandel komplex.

„Die Verlangsamung des AMOC mag der Arktis vorübergehend Erleichterung verschaffen, aber das ist keine reine Erfolgsgeschichte. Die Gesamtauswirkungen auf Ökosysteme und Wetterverhältnisse, sowohl in der Arktis als auch weltweit, könnten dennoch gravierend sein.“

Um die Effekte einer potenziellen Verlangsamung die Ozeanströmung zu untersuchen, haben die Forscher, laut ihrer Publikation im Fachmagazin PNAS, ein gekoppeltes Klimamodell verwendet, das Interaktionen zwischen Ozean, Atmosphäre, Land und Meereis integriert. Mithilfe des Klimamodells haben sie die Effekte des AMOC isoliert, indem sie zwei Simulationen mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen erstellt haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verlangsamung der Meeresströmung die Erwärmung der Arktis um etwa zwei Grad Celsius reduzieren würde.

Karte zeigt, wie der AMOC warmes Wasser in die Arktis transportiert
Karte zeigt, wie der AMOC warmes Wasser in die Arktis transportiert )(RCU) edisreviR ,ainrofilaC fo ytisrevinUPRCGSU/noitutitsnI cihpargonaecO eloH sdooW/yrruC .R(Foto: ©

„Unsere Simulationen ermöglichten es uns, klar zu sehen, wie stark die zukünftige Erwärmung der Arktis an die Verlangsamung des AMOC gebunden ist. Obwohl die Verlangsamung die Erwärmung um einige Grad verringert, bleiben die Gesamtauswirkungen auf die arktischen Ökosysteme und das globale Klimasystem schwerwiegend.“

Die Autoren erklären jedoch, dass die Verlangsamung der AMOC erst vor kurzem begonnen hat und es in der Forschung Debatten darüber gibt, wie lange dieser Prozess anhalten wird.

„Direkte in-situ-Beobachtungen der AMOC-Stärke begannen erst etwa 2004, daher handelt es sich um einen relativ kurzen Zeitraum, um langfristige Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass ein Kollaps des AMOC bis zum Ende dieses Jahrhunderts möglich ist, was enorme Auswirkungen hätte.“

Laut den Wissenschaftlern sollte zudem bedacht werden, dass eine Verlangsamung der Ozeanströmung lediglich kurzfristig Vorteile bringen könnte, mittel- und langfristig das Klimasystem aber negativ beeinflussen könnte. Selbst kleine Veränderungen in der komplexen Ozeanzirkulation können globale Folgen. Besonders besorgniserregend ist eine mögliche Verschiebung der innertropischen Konvergenzzone (ITCZ). Falls sich diese Zone südwärts verlagert, könnten Regionen, die auf ihren Regen angewiesen sind, häufiger von Dürren betroffen sein, was die Landwirtschaft und die Wasserversorgung beeinträchtigen würde.

PNAS, doi: 10.1073/pnas.2402322121

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