Robert Klatt
Ein Windpark in den Alpen verfügt über ein Vogelschutzradar, das bei drohenden Kollisionen die Rotoren automatisch stoppt. Tödliche Zusammenstöße können dadurch fast komplett verhindert werden.
Liestal (Schweiz). Windkraftwerke stehen oft in der Kritik, weil sie viele Vögel töten sollen. Forscher der University of East Anglia haben deshalb kürzlich untersucht, in welchen Region das Risiko für Vogelkollisionen am kleinsten ist. Die Karte soll dabei helfen, neue Bauplätze für Windkraftwerke zu finden, in denen keine Vögel gefährdet sind. In einem Windpark auf dem Gotthard-Pass zwischen der Schweiz und Italien wird überdies seit Kurzem ein Vogelschutzradar erprobt.
Das System erkennt Vogelschwärme, die die Alpen überqueren und dabei in die Nähe des Windparks auf 2.000 Metern Höhe kommen, automatisch. Die Rotoren werden daraufhin gestoppt, damit die Vögel unbeschadet vorbeifliegen können. Normalerweise erreichen die Rotoren eine Geschwindigkeit von bis zu 400 km/h. Ein Zusammenstoß eines Vogels oder einer Fledermaus mit einem drehenden Rotor endet deshalb nahezu immer tödlich.
Um die Auswirkungen des Vogelschutzradars erfassen zu können, suchen in den Vogelflugperioden zwischen März und Juni und zwischen August und November Patrouillen mit Suchhunden nach toten Vögeln. Die Ergebnisse werden anschließend um weitere Faktoren ergänzt, etwa um tote Vögel, die bereits von Raubtieren gefressen wurden. Es kann so extrapoliert werden, wie viele Vögel durch den Windpark gestorben sind.
Bisher liegen Daten zu fünf Migrationsperioden vor, laut denen das Vogelschutzradar sehr wirksam ist. Laut Azienda Elettrica Ticinese (AET), dem Betreiber des Windparks und Federico Tettamanti, der das Umweltmonitoring durchführt, werden durch das Vogelschutzradar nur in Ausnahmefällen Vögel getroffen. Die Ausfallzeit durch die automatische Abschaltung lag 2023 bei 654 Stunden. Die finalen Ergebnisse sollen im Herbst 2024 veröffentlicht werden.