Robert Klatt
Rauch aus Waldbränden und Reste von Saharastaub bilden eine dichte Aerosolschicht über Deutschland und verhindern dadurch noch höhere Temperaturen.
Leipzig (Deutschland). Laut Daten des Deutschen Wetterdienst (DWD) kommt es durch das Hoch JÜRGEN zu einer Hitzewelle, die bis Ende der Woche anhalten wird. Besonders betroffen ist davon Sachsen, wo am 20.07.2022 am Flughafen Leipzig eine Temperatur von 37 Grad Celsius gemessen wurden. Maximal kommt es durch das Hoch JÜRGEN laut dem DWD zu einer Temperatur von 38 bis 39 Grad Celsius.
Wie Dr. Albert Ansmann vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e.V. (TROPOS) erklärt, sorgt das Hoch nicht nur für Rekordtemperaturen, sondern bringt durch die Luftströmungen auch Rauch aus Waldbränden und Reste von Saharastaub nach Deutschland. Diese Partikel absorbieren das Sonnenlicht und dämpfen dadurch die Einstrahlung.
Laut dem Wissenschaftler sorgen die Aerosolschichten somit dafür, dass die Temperaturen unter den Prognosen der meisten Wettermodelle bleiben. „Die sommerliche Grenzschicht erstreckt sich am Boden bis etwa 2 km Höhe und mit gealterten Partikel aus Spanien, Frankreich, Schweiz, Süddeutschland. Dort findet sich eine Mischung aus z.B. Staub von trockenen Feldern, urbaner Luftverschmutzung und Verkehrsabgasen. Darüber beobachten wir zur Zeit Schichten bis 6.5 km Höhe aus Saharastaub und Waldbrandaerosol. Der Weg der Luftmassen legt nahe, dass dort auch Reste des Rauchs der Walbrände in Portugal, Spanien und Frankreich zu finden sind“, erklärt Ansmann, Leiter der Arbeitsgruppe Bodengebundene Fernerkundung am TROPOS.
Ein Großteil der Luftmassen kommt ursprünglich aus Nordafrika und ist deshalb staubig und heiß. Als sie sich über Südwesteuropa nach Deutschland bewegten, reicherten sie sich zusätzlich mit Aerosolen an, die bei Waldbränden freigesetzt wurden. Gemeinsam sorgen der Staub und Rauch in der Luft dafür, dass der Himmel in Deutschland trotz des aktuellen Hochdruckwetters leicht milchig und nicht strahlend blau erscheint.
„Unsere Lidar-Messungen (Depolarisation und Fluoreszenz) und die AERONET-Photometer-Messungen (optische Dicke und spektraler Gang) sprechen eine eindeutige Sprache. Was sich gerade über unseren Köpfen abspielt, wirkt sich auch auf die Temperaturen am Boden aus: Weil die Rauchpartikel das Sonnenlicht dimmen, kühlen sie ganz leicht. Konkret bedeutet das, dass die Luft am Boden dann nicht ganz so heiß wird wie es die Wettermodelle vorhersagen“, erklärt Ansmann. Wären die Rauchpartikel in der Atmosphäre nicht vorhanden, wären die Temperaturen in Leipzig und anderen Regionen Deutschlands heute sehr wahrscheinlich auf mindestens 40 Grad Celsius angestiegen.