Robert Klatt
Wale können die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre reduzieren und damit womöglich gegen den Klimawandel helfen.
Juneau (U.S.A.). Blau-, Finn- und Pottwale lagern beim Fressen und Wachsen große Mengen Kohlenstoff ein, der in die Tiefsee absinkt, wenn die Tiere sterben. Laut einer Studie der University of Alaska Southeast (AUS) könnten die Wale, die zu den größten Lebewesen der Erde gehören, deshalb die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre reduzieren und im Kampf gegen den Klimawandel helfen.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Trends in Ecology & Evolution fressen Wale etwa vier Prozent ihres Körpergewichts in Form von Krill und Plankton täglich. Ein Großteil des Futters besteht aus Kohlenstoff, der anschließend in der Biomasse der Wale eingelagert wird. Außerdem fördern die nährstoffreichen Ausscheidungen der Tiere das Phytoplanktonwachstum, was der Atmosphäre ebenfalls CO₂ entzieht.
Wale speichern laut aufgrund ihrer Größe und Langlebigkeit Kohlenstoff deutlich effektiver als kleine Tiere. Außerdem ist es laut den Autoren wahrscheinlich, dass die Tiere wegen ihrer enormen Mengen an Beute und Abfallprodukten auch die Nährstoffdynamik und den Kohlenstoffkreislauf außerhalb der Meere beeinflussen.
„In Anbetracht der Tatsache, dass Bartenwale einige der längsten Wanderungen auf dem Planeten haben, beeinflussen sie möglicherweise die Nährstoffdynamik und den Kohlenstoffkreislauf über Ozeanbecken hinweg.“
Die globalen Walbestände sind durch den industriellen Walfang jedoch stark gesunken. Dadurch nahm auch die Menge an Kohlenstoff, den die Tiere der Atmosphäre direkt und indirekt entziehen, ab. Maßnahmen zum Schutz der Wale und eine Erholung der Bestände könnten deshalb auf natürliche Art im Kampf gegen den Klimawandel helfen. Wie groß der Effekt tatsächlich wäre, kann auf Basis der aktuellen Daten aber noch nicht ermittelt werden.
„Die natürliche Verstärkung der ozeanischen Kohlenstoffsenke durch den Schutz der Wale könnte eine wirksame Strategie zur Entfernung von Kohlendioxid mit geringem Risiko, längerer Dauerhaftigkeit und höherer Effizienz sein als Geo-Engineering-Lösungen, etwa direkte Kohlenstoffinjektion in das Innere des Ozeans.“
Trends in Ecology & Evolution, doi: 10.1016/j.tree.2022.10.012