Frachtschiffe

Walhaie durch Kollisionen im Meer stark bedroht

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Walhaie werden seit 2003 streng geschützt. Trotzdem sinkt der Bestand der größten Fische der Erde
  • Verantwortlich dafür sind sehr wahrscheinlich tödliche Kollissionen mit großen Schiffen, die sich die Routen mit den Tieren teilen

Der Walhaibestand sinkt trotz Schutzmaßnahmen weiter. Eine Studie zeigt nun, dass dafür wahrscheinlich Kollisionen im Meer verantwortlich sind.

Southampton (England). Der Walhai (Rhincodon typus) kann mit bis zu 20 Metern etwa so groß werden wie der bereits ausgestorbene Megalodon. Der größte lebende Fisch der Erde ernährt sich ausschließlich von Plankton (Kleinstlebewesen). In den Ozeanen nimmt der Hai deshalb eine Schlüsselposition in der Kontrolle des Planktons ein. Obwohl das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (Cites) den Handel mit Walhaiprodukten seit 2003 streng reguliert, geht die globale Population weiter zurück. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Walhai seit 2016 deshalb in ihrer Roten Liste als „stark gefährdet“ ein. Wieso trotz der Schutzmaßnahmen der Bestand sinkt, war jedoch bislang unklar.

Wissenschaftler der University of Southampton haben nun ermittelt, dass der zunehmende Schiffsverkehr wahrscheinlich den Bestand des Walhais gefährdet. Eine erhebliche Anzahl an Haien soll demnach durch Kollisionen mit großen Frachtschiffen sterben.

Kollisionen von Walhaien und Schiffen

Anstoß der Studie waren Berichte über gelegentliche Zusammenstöße von Walhaien mit Schiffen. Kollisionen mit kleineren Schiffen können Walhaie demnach überleben. Bei einer Kollission mit einem großen Schiff kann es jedoch zu tödlichen Verletzungen kommen. Die Wissenschaftler vermuteten deshalb, dass Zusammenstöße eine häufige Todesursache des weltgrößten Fisch sein könnten.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin PNAS haben die Wissenschaftler im Rahmen des Global Shark Movement Project (weltweites Haibewegungsprojekt) deshalb 348 Walhaien mit Sendern ausgestattet, die die Wanderbewegungen der Tiere über Satellitenfunk aufzeichnen können.

Wanderungen der Walhaie und Schiffsverkehr

Anschließend glichen die Wissenschaftler die Bewegungen der Walhaie mit den Routen von Schiffen mindestens 300 Bruttoregistertonnen ab. Sie konnten dabei große Übereinstimmungen finden und sogar Daten, die für tödliche Zusammenstöße sprechen. „Unglaublicherweise zeigten einige der Anhänger, die sowohl die Tiefe als auch den Standort aufzeichneten, Walhaie, die sich in die Schifffahrtswege bewegten und dann langsam in die Tiefe sanken, auf dem Meeresboden Hunderte von Metern darunter, was der 'rauchende Colt' eines tödlichen Schiffszusammenstoßes ist“, so die Autoren.

Häufige Zusammenstöße von Walhaien und Schiffen

Auch Aufzeichnungen des satellitengestützten System Argos von 219 Walhaien sprechen für Kollission mit Schiffen. Im Beobachtungszeitraum wurde bei 61 Tieren (28 %) der Kontakt in Regionen mit starkem Schiffsverkehr verloren. Dafür könnten zwar auch technische Probleme verantwortlich sein, bei 52 der 61 Fälle (85 %) sind die Wissenschaftler aber der Ansicht, dass eine tödliche Kollission für den Abbruch verantwortlich war. Dies ist deutlich häufiger als bisher angenommen wurde.

„Gemeinsam müssen wir Zeit und Energie in die Entwicklung von Strategien investieren, um diese gefährdete Art jetzt vor der kommerziellen Schifffahrt zu schützen, bevor es zu spät ist“, konstatiert Freya Womersley. Tödliche Kollisionen können durch geringere Geschwindigkeiten der Schiffe und durch eine Reduzierung deren Anzahl vermieden werden.

PNAS, doi: 10.1073/pnas.2117440119

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