Grundwasserdürren und Co.

Wasserknappheit: Welche Regionen Deutschlands sind gefährdet?

Robert Klatt

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In Deutschland kommt es durch den Klimawandel und die hohe Wasserentnahme bereits jetzt zu Grundwasserdürren. In den kommenden Jahren droht in mehreren Regionen eine Wasserknappheit.

Berlin (Deutschland). In Deutschland konnte der Niederschlag die Wasserentnahme für Industrie, Landwirtschaft und Trinkwasser bisher immer ausgleichen und die Gewässer und das Grundwasser wieder auffüllen. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) wird es in der Bundesrepublik jedoch immer wärmer und trockener und die Verdunstung nimmt zu. Wie Forscher des Helmholtz-Zentrums Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ im Fachmagazin Hydrologie & Wasserbewirtschaftung publiziert haben, haben diese Auswirkungen des Klimawandels dazu geführt, dass die natürlichen Wasserspeicher des Landes in den letzten 20 Jahren etwa  15,2 Milliarden Tonnen Wasser verloren haben.

Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich (FZJ) und des Umweltbundesamts (UBA) haben im Rahmen der Studie „Auswirkung des Klimawandels auf die Wasserverfügbarkeit - Anpassung an Trockenheit und ⁠Dürre⁠ in Deutschland“ (WADKlim) nun untersucht, ob und wie diese Entwicklung die Wasserversorgung beeinflusst. Das Ziel der Studie war die Identifikation von Risikogebieten, in denen die Wasserversorgung in Trockenperioden kritisch werden könnte.

Grundwasserdürren in Deutschland

Die Studie basiert auf aktuellen und prognostizierten Daten zur Wassernutzung in unterschiedlichen Regionen des Landes sowie auf detaillierten Simulationen zu den Wassermengen in Gewässern und im Grundwasser, die nutzbar sind. In Kombination zeigen die Daten, ob die Wassernutzung durch die existierenden Wassermengen problemlos gedeckt werden kann oder ob eine Wasserknappheit droht.

Laut der Analyse kam es in den letzten 20 Jahren bereits in manchen Regionen zu sogenannten Grundwasserdürren, in denen mehr Grundwasser verloren ging, als nachgekommen ist. Der Grundwasserspiegel in Teilen von Deutschland ist dadurch bereits gesunken. Laut einer Studie der University of California, Santa Barbara (UCSB) tritt dieses Phänomen auch in anderen Ländern vermehrt auf.

„Solche länger anhaltenden Phasen von Grundwasserdürre haben sich auch im Füllstand der unterirdischen Wasserspeicher widergespiegelt.“

Die Grundwasserdürren waren bisher im Westen und Süden von Deutschland am stärksten. Prognosen zeigen, dass das Problem in Zukunft jedoch vor allem den Osten betreffen wird.

„Dort zeigt sich ein Trend zu einem häufigeren Auftreten und länger anhaltender Dauer von Grundwasserdürren im Sommer, während es im Osten und in der Mitte Deutschlands eine Entwicklung mit schwächer ausgeprägten Grundwasserdürren gibt.“

Laut den Simulationen werden die Grundwasserdürren in der Bundesrepublik nicht permanent bis zum Jahr 2100 bestehen.

„Die Projektionen zeigen auch, dass auf mehrjährige Trockenphasen auch wieder Zeiträume mit längerfristig überdurchschnittlichen Niederschlägen folgen, die sich positiv auf die Grundwasserneubildung und den Füllstand der unterirdischen Wasserspeicher auswirken.“

Wasserknappheit in mehreren Teilen Deutschlands

Anschließend haben die Forscher auf Basis der Daten die erste flächendeckende Karte der Wasserbilanz-Risikogebiete erstellt, die zeigt, in welchen Teilen von Deutschland es durch eine Übernutzung der natürlichen Wasserquellen zu einer Wasserknappheit kommen könnte. Wie die Wissenschaftler erklären, offenbart die Karte potenzielle Nutzungskonflikte, also etwa die Entscheidung, ob das verfügbare Wasser für die Landwirtschaft, als Trinkwasser oder für die Industrie verwendet wird.

Regionen in Deutschland mit drohender Wasserknappheit
Regionen in Deutschland mit drohender Wasserknappheit )(JZF) hcilüJ smurtnezsgnuhcsroFnnamrreH knarF(Foto: ©

Laut der Karte sind vor allem Regionen am Oberrheingraben, im Südosten Niedersachsens und im Westen Nordrhein-Westfalens bedroht. Zudem könnte es in Mecklenburg-Vorpommern, in Brandenburg und im mitteldeutschen Trockengebiet in Zeiten mit geringen Niederschlagsmengen zu einer Wasserknappheit kommen.

„In diesen Regionen muss das Wachstum der bewässerten Flächen limitiert werden, damit auch in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts die öffentliche Wasserversorgung aus Grundwasser sichergestellt werden kann und dabei keine Wasserknappheit auftritt.“

Die Forscher erklären, dass die neuen Informationen der Politik als Basis für Entscheidungen dienen sollen, um Strategien für potenzielle Nutzungskonflikte ausarbeiten zu können.

„Unsere Simulationen zeigen deutlich, wo wir schon heute die Grundwasserressourcen stärker nutzen als dies während einer längeren Dürre eigentlich angebracht wäre. Mit diesen Daten können wir nicht nur die Wasserbewirtschaftung verbessern, sondern auch drohende regionale Nutzungskonflikte erkennen.“

Bereits jetzt wird in manchen Regionen an entsprechenden Gegenmaßnahmen gearbeitet, darunter eine Einschränkung der Wasserentnahme und Fernwasserleitungen, die Wasser aus anderen Gebieten leiten.

„Allerdings haben die anhaltende Trockenheit in der letzten Dekade und die Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Wassernutzung und Klimavariabilität offengelegt, dass diese Maßnahmen möglicherweise nicht ausreichen, um strukturelle oder temporäre Wasserknappheit zu bewältigen.“

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