Glas, Kunststoff oder Karten

Welche Milchverpackung ist am nachhaltigsten?

Robert Klatt

Milch )kcotS ebodAan3ladgam(Foto: © 

Milch wird in Mehrweg-Glasflaschen, Getränkeverbundkartons und Kunststoff-Standbeuteln angeboten. Eine Ökobilanzstudie zeigt nun, welche dieser Getränkeverpackung am nachhaltigsten ist.

Oberhausen (Deutschland). In Deutschland werden Milch und andere Getränke von den meisten Herstellern in Mehrweg-Glasflaschen, Getränkeverbundkartons und Kunststoff-Standbeuteln angeboten. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT hat in Kooperation mit der Upländer Bauernmolkerei eine Ökobilanzstudie durchgeführt, die untersucht hat, welche dieser Alternativen am nachhaltigsten ist. Analysiert wurden dabei sämtliche Umweltfaktoren, die bei der Herstellung, beim Transport und beim Recycling der Verpackung anfallen.

Laut der Studie sind für die Upländer Molkerei Glasflaschen in einem Mehrwegsystem die nachhaltigste Verpackung für ihre Milch, wenn zwei Bedingungen erfüllt werden. Die Umlaufanzahl, also die Anzahl der erneuten Befüllungen der Glasflaschen, muss größer als 20 sein und die Transportwege der Milchflaschen müssen kurz sein.

Hohe Umlaufanzahl macht Glasflaschen nachhaltig

Die hohe Umlaufanzahl ist bei Glasflaschen erforderlich, weil diese das Klima zunächst stärker belasten als Getränkeverbundkartons. Das liegt sowohl am höheren Gewicht beim Transport und bei der Retoure der Flaschen als auch an der zusätzlichen Reinigung vor der erneuten Befüllung. Wie Karin Artzt-Steinbrink, Geschäftsführerin der Upländer Molkerei, erklärt, kehren sich diese Nachteile jedoch um, wenn Glasflaschen öfter verwendet und nur innerhalb eines ökologischen Radius transportiert werden.

„Je höher die Rückläufe und je kürzer die Distanzen sind, desto nachhaltiger ist Glas.“

Als Reaktion auf die Studie hat sich die Upländer Bauernmolkerei dazu entschieden, Milch, die regional verkauft wird, in Mehrweg-Glasflaschen anzubieten. Bei längeren Transportwegen wird die Milch weiterhin in Verbundkartons verpackt.

Wie Anna Schulte, Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation des Fraunhofer UMSICHT, erklärt, verbessert die Upländer Bauernmolkerei durch diese Entscheidung ihre Umweltbilanz deutlich.

„Wir freuen uns sehr, dass unsere Studie bei der Entscheidung zu einer nachhaltigen Investition geholfen hat. So ein Ergebnis können wir uns nur wünschen, denn wir wollen mit unserer Arbeit Unternehmen dabei unterstützen, ihre Ökobilanz zu verbessern und nachhaltiger zu werden.“

Hohe Recyclingfähigkeit bei Glasflaschen

Ein weiterer Vorteil der Glasflaschen ist laut einer Studie des Bundesverbands Glasindustrie e. V. (BV Glas) deren gute Recyclingfähigkeit. In einem geschlossenen Kreislauf können Glasflaschen demnach unendlich oft recycelt werden. Werden weitere Materialien der Glasflaschen, wie etwa Etiketten aus Papier und Verschlüsse aus Metall oder Plastik miteinbezogen, liegt die Recyclingfähigkeit noch immer bei über 90 Prozent. Dr. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer des BV Glas, ist deshalb der Ansicht, dass Glasverpackung die Anforderungen an die Nachhaltigkeit erfüllen.

„Mit dem Ergebnis der Studie steht für uns fest, dass wir mit der Glasverpackung ein zukunftsfähiges Produkt haben, das alle Erfordernisse an eine moderne recyclingfähige Verpackung erfüllt.“

Verbundkartons und andere Verpackungen mit Kunststoffanteilen lassen sich hingegen deutlich schlechter recyclen. Eine Studie des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Heinrich-Böll-Stiftung zeigte kürzlich, dass in Deutschland nur 15,8 Prozent des Plastiks recycelt wird. Ein Großteil des Plastikmülls wird stattdessen in Verbrennungsöfen vernichtet oder ins Ausland verschifft.

CO₂-Fußabdruck der Verpackungen

Laut der Ökobilanzstudie des Fraunhofer-Instituts ist der CO₂-Fußabdruck der Kunststoffverpackungen am niedrigsten. Dieses Ergebnis kam aber nur zustande, weil Kunststoffverpackungen oft energetisch verwertet werden, also anstatt anderer fossiler Brennstoffe als Energieträger in der Stromproduktion dienen.

In den kommenden Jahren entfallen die daraus resultierenden CO₂-Gutschriften, die den Kunststoffverpackungen hinzugerechnet wurden, jedoch, weil der Energiesektor nachhaltiger wird und weniger fossile Brennstoffe nutzen möchte. Mehrweg-Glasflaschen, die bereits jetzt bei vielen Einsatzszenarien die nachhaltigste Alternative sind, werden ihren Vorsprung also weiter ausbauen.

Spannend & Interessant
VGWortpixel