Robert Klatt
Die Tourismusbranche verursacht hohe CO₂-Emissionen. Doch welche Reisen sind am klimaschädlichsten und wie sollte man das Reiseverhalten ändern, um den Klimawandel zu begrenzen?
Leeds (England). Es ist seit langem bekannt, dass die Tourismusbranche hohe CO₂-Emissionen verursacht und dadurch den Klimawandel beschleunigt. Forscher der University of Leeds um Zia Wadud haben nun untersucht, welche Reisen besonders klimaschädlich sind. Laut der Studie hat die Anzahl der langen und kurzen Inlandsreisen mit dem Auto in den letzten 25 Jahren in Großbritannien leicht abgenommen. Der internationale Flugverkehr ist hingegen vor allem durch die Zunahme von Urlaubsreisen deutlich gestiegen.
Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Energy ist dies angesichts des Klimawandels eine problematische Entwicklung, weil internationale Reisen nur einen geringen Anteil an den Gesamtreisen (0,4 %) ausmachen, aber für einen Großteil der Emissionen (55 %) verantwortlich sind. Reisen mit einer einfachen Strecke von 80 Kilometern haben einen Anteil von nur drei Prozent, verursachen aber fast drei Viertel der Emissionen (70 %) des Personenverkehrs.
„Das Ausmaß der Auswirkungen von Fernreisen ist in der Tat sehr groß. Dass weniger als 3 % unserer Reisen für etwa 60 % der Meilen und 70 % der Emissionen verantwortlich sind, zeigt, wie wichtig Fernreisen im Kampf gegen den Klimawandel sind.“
Die Wissenschaftler haben zudem die sogenannte Emissionsreduktionssensitivität konzipiert. Es handelt sich dabei um eine neue Metrik, mit der berechnet werden kann, welche Änderungen im Reiseverhalten die CO₂-Emissionen des Personenverkehrs maximal reduzieren würden und dabei parallel möglichst wenige Menschen und Reisen einschränken.
Laut der Studie würde eine Umstellung aller Autofahrten unter 13 Kilometern Umstellung aller Autofahrten unter die CO₂-Emissionen deutlich reduzieren (9,3 %). Dafür müssten jedoch etwa 55 % aller Reisen geändert werden, da die meisten Fahrten lokal und mit dem Auto durchgeführt werden. Die Emissionsreduktionssensitivität dieser Maßnahme, berechnet durch das Verhältnis von CO₂-Reduktion zu den geänderten Reisen, liegt bei lediglich 0,17.
Im Gegensatz dazu würde die Verlagerung aller Flüge unter 1.600 Kilometer auf die Bahn eine Reduktion der Emissionen um 5,6 Prozent bewirken, wobei nur 0,17 Prozent der Reisen betroffen wären. Dies ergibt einen Sensitivitätswert von 33,2. Am oberen Ende der Skala stünde eine theoretische Begrenzung auf eine Hin- und Rückreise ins Ausland pro Jahr für jeden, der derzeit fliegt, mit einem Sensitivitätswert von 158,3, da hierbei sehr wenige Reisen betroffen wären.
„Während Bemühungen, lokale Reisen auf nachhaltigere Verkehrsmittel umzustellen, sehr positiv sind, bekommen wir durch das Auslassen der Flugemissionen aus den nationalen Statistiken – wie es derzeit in fast allen Ländern der Fall ist – kein ganzheitliches Bild und ignorieren einen großen Teil des Problems.“
Die Forscher hoffen auch, dass ihre Ergebnisse als Anstoß für politische Entscheidungsträger dienen können, Veränderungen in der Zuweisung von Anstrengungen im Umgang mit den Auswirkungen des Reisens auf die Umwelt zu betrachten.
Nature Energy, doi: 10.1038/s41560-024-01561-3