Robert Klatt
Nachhaltiger Weinbau in naturnahen Landwirtschaft reduziert die Schädlingsbelastung und den Pestizideinsatz im Vergleich zu monotonen Umgebungen deutlich.
Wien (Österreich). Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, der University of California Davis (USA), und der Universität Granada (Spanien) haben im Fachmagazin Ecology Letters eine Studie publiziert, laut der in der naturnahen Landwirtschaft weniger Schädlinge vorkommen. Untersucht wurden dafür exemplarisch Weingärten auf einen Befall durch den Bekreuzten Traubenwickler (Lobesia botrana) sowie den dortigen Einsatz von Insektiziden.
Es zeigte sich dabei, dass in Regionen mit einer monotonen Umwelt, in denen fast ausschließlich Weingärten existieren, bei der Ernte der Schädlingsbefall viermal höher war als in Regionen, in denen Weingärten und naturnahe Landschaften sich in einem ausgewogenen Verhältnis miteinander abwechseln.
Laut den Forschern belegen die Studienergebnisse, dass eine monotone Landwirtschaft eine höhere Population des Traubenwicklers begünstigt und dadurch auch den Insektizideinsatz signifikant erhöht. Im Vergleich zu naturnahen Landschaften benötigen Monokulturen etwa doppelt so viele Schädlingsbekämpfungsmittel beim Weinanbau.
Als Gründe nennen die Forscher dafür, dass Schädlinge wie der Traubenwickler sich in durch den Weinbau dominierten Gegenden leichter vermehren können und so langfristig eine größere Population aufbauen. Eine weitere Erklärung ist, dass in monotonen Landschaften natürliche Feinde des Traubenwicklers keine optimalen Lebensbedingungen finden und dadurch den Schädling kaum bekämpfen können.
Silvia Winter vom Institut für Pflanzenschutz der Boku konstatiert, dass „der Anbau von Pflanzen in Monokultur die perfekten Bedingungen für Massenentwicklungen des Traubenwicklers schafft. Deshalb haben diese Winzer vermehrt Insektizide eingesetzt, um unter konstantem Schädlingsdruck hohe Erträge zu erzielen.“
Die Studienautoren kommen somit zu dem Ergebnis, dass eine Erhaltung der Umwelt nicht nur aus ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll ist, sondern auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten berücksichtigt werden sollte. Ideal ist demnach eine nachhaltige Traubenproduktion, bei der sich benachbarte Winzer darauf verständigen, zwischen ihren Weingärten naturnahe Landschaftselemente zu belassen. Die entgangenen Einnahmen durch die geringere Ernte werden laut den Wissenschaftlern zu großen Teilen durch die Ersparnisse beim Pestizideinsatz kompensiert.
Ecology Letters, doi: 10.1111/ele.13622